Nach Einführung der Wirkstoffkombination Trifluridin und Tipiracil (Lonsurf®) steht Patienten mit fortgeschrittenem Kolorektalkarzinom nun auch dann noch eine effektive und vergleichsweise gut verträgliche Therapieoption zur Verfügung, wenn herkömmliche Chemotherapien (Fluorpyrimidine, Irinotecan etc.) beziehungsweise gegen VEGF oder EGFR gerichtete Substanzen ihre Wirksamkeit verloren haben oder nicht (mehr) vertragen werden.
Nach Aufnahme in die Tumorzellen wird das Thymidinbasierte Nukleosid-Analogon Trifluridin nach diversen Stoffwechselprozessen in die DNA dieser Zellen eingebaut und entfaltet auf diese Weise eine anti-proliferative Wirkung. Der Tatsache, dass Trifluridin einem hohen „First-pass-Effekt“ unterliegt und durch das körpereigene Enzym Thymidin-Phosporylase rasch abgebaut wird, begegnet man bei dem neuen Zytostatikum durch die Zugabe des TPase-Inhibitors Tipiracil – summa summarum ein innovatives Wirkprinzip im Kampf gegen eine der häufigsten Ursachen krebsbedingter Todesfälle. Basis für die bereits im April 2016 erfolgte Zulassung des neuen oralen Zytostatikums waren die Ergebnisse der klinischen Phase III-Studie RECOURSE (Randomized, Double-Blind, Phase 3 Study of TAS-102 plus Best Supportive Care [BSC] versus BSC in Patients with Metastatic Colorectal Cancer Refractory to Standard Chemotherapies) [1]. Im Vergleich mit Plazebo plus BSC fand sich in der Verum-Gruppe eine statistisch signifikante und klinisch relevante Überlegenheit bezüglich Gesamtüberleben und progressionsfreiem Überleben, berichtete der Münchener Hämato-Onkologe Prof. Karthaus. Aktualisierte Analysen errechneten eine zweimonatige Verlängerung der medianen Überlebenszeit. Der Überlebensvorteil zeigte sich auch bei Patienten nach Vorbehandlung mit Regorafenib.
Quelle: Pressekonferenz zur Einführung von Lonsurf ®, Veranstalter: Servier, München, 14.09.2016. Literatur: Mayer R. et al. N Engl J Med 2015;372:1909-19*