Im Juni 2016 wurde mit der Kombination aus Emtricitabin (F) und Tenofoviralafenamid (TAF) erstmals seit zehn Jahren ein neuer Backbone in die HIV-Therapie eingeführt. TAF ist vergleichbar wirksam wie Te-nofovirdisoproxilfumarat (TDF), verfügt aber über ein besseres ossäres und renales Sicherheitsprofil. Der Backbone besteht i.d.R. aus zwei nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren, so Dr. Stefan Esser, Essen. Besonders häufig eingesetzt wird bisher die Kombination F/TDF.
TAF ist eine Weiterentwicklung von TDF, die sich Dr. Christoph Spinner, München, zufolge durch eine effektive Akkumulation in den Lymphozyten auszeichnet. Dadurch ist die Belastung mit Tenofovir (der eigentlichen Wirksubstanz) im Plasma um etwa 90% reduziert. Daraus resultiert eine bessere Verträglichkeit von TAF im Vergleich zu TDF.
Dies wird durch klinische Studien untermauert. Bei Patienten (eGFR = 50 ml/min) mit einer stabilen Virussuppression unter F/TDF und einem dritten Partner blieb nach der Umstellung auf F/TAF (unter Beibehaltung des dritten Partners) das virologische Ansprechen vergleichbar gut: 94,3 % der Patienten unter F/TAF erreichten eine Viruslast < 50 Kopien/ml, unter F/TDF waren es 93 %. Die Therapie wurde in beiden Studienarmen gut vertragen. Patienten, die auf F/TAF umgestellt wurden, profitierten davon mit einer signifikanten Zunahme der glomerulären Filtrationsrate (eGFR, p < 0,001) und der Knochendichte (p < 0,001 für Wirbelsäule, p = 0,003 für Hüfte). F/TAF steht seit unter dem Warenzeichen Descovy® für die Kombination mit einem dritten Partner zur Verfügung.
Quelle: Launch-Pressekonferenz Descovy, "HIV heute: Neue Optionen in der HIV-Therapie", im Rahmen des 13. KIT, 16. Juni 2016, Würzburg. Veranstalter: Gilead