Aufgrund des breiten pharmakologischen Wirkspektrums ihrer Hauptkomponenten – Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) – könnten Cannabispräparate in der Behandlung vieler Erkrankungen und damit assoziierten Beschwerden von Nutzen sein.
Die bisherige Beweislage zur klinischen Wirksamkeit THC-haltiger Medikamente ist je nach Krankheitsbild sehr unterschiedlich. Am besten belegt ist sie unter anderem in der Behandlung chronischer Schmerzen, Spastizität bei Multipler Sklerose und Paraplegie sowie zur Appetitsteigerung bei Menschen mit AIDS [1-3]. Besonders in der Palliativsituation scheinen Cannabinoide die konventionelle Pharmakotherapie gut zu ergänzen [3]. Damit, könne man, so Prof. Sven Gottschling, Zentrum für Palliativmedizin und Kinderschmerztherapie, Uniklinik Homburg/Saar, oft “mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen”, etwa Appetitmangel, Schlafstörungen, Schmerzen und Angst. Apotheker Dr. Christian Ude, Darmstadt, rät dabei zur Verwendung eines Präparats mit einem definierten Gehalt an wirksamkeitsbestimmender Reinsubstanz.
Das halbsynthetische THC Dronabinol, das als Apothekenrezeptur in Kapsel- oder Tropfenform erhältlich ist, sei dabei besonders geeignet. Die Wirkung flutet langsam innerhalb von 30-60 Minuten an und bleibt über etwa 4-6 Stunden erhalten. Nachteile von inhalativen Applikationen seien, so Gottschling, sehr viel stärkere Wirkstoffschwankungen, kürzere Wirkdauer und bei Sprays oft auch Schleimhautirritationen.
Quelle: Symposium der Bionorica ethics GmbH “Cannabinoide in der Schmerzmedizin – von den Einsatzmöglichkeiten bis zur Antragstellung”, Oktober 2018, Deutscher Schmerzkongress, Mannheim
Literatur
1. Glaeske G, Sauer K (Hrsg.): Cannabis-Report. Bremen 2018. www.tk.de
2. National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine. The health effects of cannabis and cannabinoids. Januar 2017; www.nap.edu
3. Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft – Fachausschuss der Bundesärztekammer. Canna- binoide in der Medizin – Überblick über die Studienlage zum therapeutischen Einsatz von Cannabinoiden. März 2015. www.akdae.de