Industrie + ForschungHIV: Deeskalation in der Erhaltungstherapie

Kombinationstherapien mit antiretroviralen Substanzen verbessern die Langzeitprognose bei HIV, bergen aber die Gefahr von Wechsel- und Langzeitnebenwirkungen. „Vor allem die modernen nukleosidalen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs) können Probleme bereiten“, berichtete Dr. Stefan Esser aus Essen. Bei Unverträglichkeiten oder um die Therapie zu vereinfachen, besteht bei stabil supprimierten Patienten die Möglichkeit, auf eine NUKE-sparende Erhaltungstherapie umzustellen. In den Open-label-Studien SALT und ATLAS-M, in denen HIV-Patienten entweder mit der bisherigen Kombination Atazanavir-Ritonavir (ATV/r) und zwei NRTIs weiterbehandelt oder auf ATV/r plus Lamivudin (3TC) umgestellt wurden, war die duale Therapie der Dreifachkombi nicht unterlegen. Die Abbruchrate wegen unerwünschter Ereignisse lag sogar deutlich niedriger. „Bei therapieerfahrenen, HBsAG-negativen HIV-Patienten, die seit mindestens sechs Monaten erfolgreich supprimiert sind und bei denen es unter dem bisherigen Dreifach-Schema weder Therapieversagen noch Resistenzen gab, erweitert das unser Therapiespektrum“, so Esser.

Bei Ritonavir-Unverträglichkeit kann die Therapie auch mit ungeboostertem ATV fortgeführt werden. In der ARIES Studie mit ATV/r plus Abacavir/3TC wurden erfolgreich supprimierte Patienten entweder weiterbehandelt oder auf ATV plus Abacavir/3TC umgestellt. Beim virologischen Ansprechen zeigte sich kein Unterschied. Die ungeboosterte Anwendung wird nicht empfohlen bei vorherigem virologischem Therapieversagen, nachgewiesenen Resistenzmutationen, ComplianceProblemen, gleichzeitiger Anwendung von Medikamenten, die die Bioverfügbarkeit von ATV reduzieren sowie bei Schwangeren.

Quelle: Satellitensymposium von BMS: „Die richtige Balance in der HIV- und HCV-Therapie“, 16. Münchner AIDS- und Hepatitis-Tage, Unterschleißheim, März 2016

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