Mit Idarucizumab (Praxbind®) steht seit diesem Jahr das erste und bislang einzige NOAK-spezifische Antidot zur Verfügung, das die Pradaxa®-induzierte Gerinnungshemmung aufhebt. In Analogie zu den Ergebnissen der RE-LY®-Zulassungsstudie [1] weist eine neue Vergleichsstudie des USamerikanischen Versicherungssystems Medicare ein positives Nutzen-Risiko-Profil für Dabigatran aus [2]. „Bei Auswertung der Real-World-Daten von 134.000 Patienten über 65 Jahre zeigte sich, dass die Rate an Schlaganfällen und Hirnblutungen, aber auch die Mortalität geringer waren als unter Warfarin“, berichtete Prof. Harald Darius, Berlin.
Mit der Entwicklung des Antidots Praxbind® wurde eine neue Sicherheitsstufe eingezogen: Das humanisierte Antikörperfragment bindet hochspezifisch an Pradaxa® und hebt dessen antikoagulatorischen Effekt auf. „Innerhalb weniger Minuten nimmt es Dabigatran aus der Gleichung heraus, ohne eigene intrinsische Aktivität zu entwickeln“, unterstrich PD Dr. Oliver Grottke, Aachen. Wichtig ist diese pharmakologische Strategie in kritischen Situationen, etwa bei Notoperationen bzw. -interventionen oder (z. B. unfallbedingten) nicht beherrschbaren Blutungen. „Abgesehen vom Notfall wohnt natürlich jeder Antikoagulation ein Blutungsrisiko inne, erläuterte Prof. Martin Grond, Siegen. Hirnblutungen können auftreten, für die man ein Gegenmittel in der Hand haben müsse, so der Neurologe. Ähnliches gelte für Patienten mit ischämischem Insult, die eine Thrombolyse benötigen.
RE-LY®: Randomized Evaluation of Long term anticoagulant therapY)
Literatur:
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- Connolly SJ et al., N Engl J Med 2009; 361: 1139-51
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- FDA Drug Safety Communication, http://www. fda.gov/Drugs/DrugSafety/ucm396470.htm
Quelle: Interdisziplinäres Pressegespräch “Erste Erfahrungen mit dem Pradaxa®-spezifischen Antidot: Praxbind ® in der Praxis“, Boehringer Ingelheim, Frankfurt/M., September 2016