Bis zu 15 % der europäischen Bevölkerung sind von einem Reizdarmsyndrom betroffen. Wie das Tiermodell zeigt, lösen akuter und chronischer Stress gastrointestinale Funktionsstörungen aus, die mit der RDS-Pathogenese in Verbindung stehen könnten, sagte Dr. med. Miriam Stengel. Angelpunkt der Stressantwort sei dabei die Aktivierung des Corticotropin-Releasing-Faktor (CRF1)-Rezeptors durch exogenes CRF oder Stress. Dies löse über das autonome und enterische Nervensystems Reaktionen wie viszerale Hyperalgesie, gesteigerte Kolonmotilität, Schleimsekretion, erhöhte Darmepithelpermeabilität („leaky gut“) und damit einhergehend eine bakterielle Translokation aus. Folgen dieser Stressreaktion können Diarrhö mit Schleimabsonderung, Bauchkrämpfe, Meteorismus und Schmerzen sein – quälende Symptome, wie sie auch beim Reizdarmsyndrom zu finden sind, erläuterte Stengel. Umgekehrt wirken die gastrointestinalen Funktionsstörungen über neuronale, endokrine, immunologische und mikrobielle Signale negativ auf das ZNS zurück, so Prof. Peter Holzer, Graz. Dies werde illustriert durch die psychiatrischen Komorbiditäten des Reizdarmsyndroms. Die Stresskomponente lässt sich nebenwirkungsfrei z. B. mit natürlichen Komplexmitteln angehen. Die Kombination von Passionsblume, Hafer, Kaffee und dem Zinksalz der Baldriansäure linderte in einer Anwendungsbeobachtung Nervosität und Unruhe wirksamer als Baldrianpräparate .
Quelle: Symposium: „Brain-Gut-Achse und Darm-Mikrobiom – von Außenwelt und Innenwelt zu Gut-Feelings“. Fa. Heel, DGIM, Mannheim, April 2015