Sativex® (Nabiximols) ist ein cannabinoidbasiertes Fertigarzneimittel, das als Oromukosalspray angeboten wird und im definierten Verhältnis die Cannabinoide Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) enthält [1]. Es ist in Deutschland zur Add-on-Behandlung der mittelschweren bis schweren Spastik bei Multipler Sklerose zugelassen [1]. Seitdem das “Gesetz zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher und anderer Vorschriften” im März 2017 in Kraft trat, können jedoch auch Patienten mit schwer zu therapierenden Schmerzen von der Behandlung mit Sativex® profitieren.
Die Evidenzlage für die unterschiedlichen Cannabinoid-Medikationen ist allerdings recht unterschiedlich. Die Autoren einer wissenschaftlichen Bestandsaufnahme von Hoch et al. aus 2019 kommen zu dem Schluss, dass Sativex® als das am besten untersuchte Cannabinoid bezeichnet werden kann [3].
Darüber hinaus weist Sativex® als Fertigarzneimittel mit seiner standardisierten pharmazeutischen Qualität gegenüber Medizinalhanf oder anderen Cannabiszubereitungen weitere Vorteile auf. Die Dosis von Sativex® ist individuell anpassbar. Aus klinischen Studien und Registerdaten ist bekannt, dass nach einer langsamen Aufdosierung eine Dosis von durchschnittlich 7 Sprühstößen täglich eine ausreichende Schmerzlinderung bewirkt [4]. Auch führt es nicht zu einer Verschlechterung der Kognition oder Stimmung, wie eine Langzeitstudie zeigt [5]. Dies hängt mit der Kombination der beiden Cannabinoide THC und CBD zusammen, die sowohl synergistische als auch antagonistische Effekte haben: Während THC eine psychostimulierende Wirkung hat, antagonisiert CBD diese Wirkung, so dass es sehr selten zu stimulierenden Effekten kommt, wie sie unter THC gesehen werden. Gleichzeitig kann CBD bestimmte therapeutische Effekte des THC noch verstärken [6].
Große Unterschiede bestehen auch hinsichtlich der Therapiekosten: Während die derzeitigen (September 2019) Tagestherapiekosten für die Behandlung mit Nabilon bei etwa 95 Euro liegen, fallen für Cannabisblüten diesbezüglich zwischen 20 bis 60 Euro und für Dronabinol zwischen 14 (für die laut Hersteller “typische” Tagesdosis von 15 mg THC) bis 46 Euro (50 mg THC) an. Die im Vergleich niedrigsten Tagestherapiekosten sind für Sativex® zu verzeichnen, die bei 8,44 Euro (entsprechen 18,9 mg THC / 7 Sprühstößen; durchschnittliche Dosis in iDL-Studien) liegen [7].
Quelle: Nach einer Pressemitteilung von Almirall
Literatur:
1. Fachinformation Sativex® (März 2015).
2. https://dgs-praxisleitlinien.de/application/files/7715/5445/5600/PLL_Cannabis.pdf
3. Hoch E et al: Bundesgesundheitsblatt 2019;1:291
4. Pertwee RG: Br J Pharmacol 2006;147(suppl 1): 163–171
5. Vachová M et al: J Mult Scler 2014;01:02
6. Pérez J: Drugs of Today 2006;42(8):495–501
7. Nach Überall MA et al: Schmerzmedizin 2019; Ausgabe 6/2019 (im Druck)