Nach Schätzungen der Deutschen Adipositas Gesellschaft sind allein in Deutschland rd. 16 Millionen Menschen krankhaft übergewichtig. Eine pharmakologische Intervention kommt für Patienten mit einem BMI von mindestens 30 kg/m2 in Betracht, die auf klassische Maßnahmen (Diät, Bewegung) nicht angesprochen haben. Als in Deutschland zugelassene Therapieoption zur Unterstützung der Gewichtsreduktion steht seit mehr als 40 Jahren Cathin (ALVALIN®) zur Verfügung, ein pflanzliches Alkaloid (Norpseudoephedrin) aus der Gruppe der Amphetamine, dessen Effekte auf einer verstärkten Freisetzung von Neurotransmittern beruhen. Die Wirksamkeit und Sicherheit der Substanz wurden jetzt in zwei Studien untersucht, die Prof. Hans Hauner, München, auf dem DGIM erstmals vorstellte. In der ersten, einer Dosisfindungsstudie mit 241 Patienten (Durchschnittsalter 49 Jahre, mittleres Ausgangsgewicht 99 kg, medianer BMI 35 kg/m2), wurde die kontinuierliche Gabe von Cathin in drei Dosierungen (16 mg, 32 mg, 53,3 mg) über sechs Monate im Vergleich zu Placebo untersucht. Im vorläufigen Ergebnis zeigte sich für die drei Dosierungen ein dosisabhängiger Gewichtsverlust; der Unterschied zu Placebo war mit 4- 6 Prozent für alle Gruppen statistisch signifikant. Gleichzeitig verbesserten sich der Glukose-und Lipidstoffwechsel. In der zweiten, einer Phase-III-Therapiestudie (multizentrisch, doppelblind, randomisiert, Placebokontrolliert), durchliefen 529 Patienten (Durchschnittsalter 46 Jahre, im Mittel 103 kg, BMI 30-45 kg/m2) drei Behandlungsintervalle über 12 Monate. Auf 12 Wochen Cathin (32 mg) folgte jeweils eine 8-wöchige Medikationspause. Auch hier kam es in der Verum-Gruppe (ITTPopulation: 496) mit 6,3 gegenüber 2,7 Prozent im Placebo-Arm zu einer klinisch relevanten Gewichtsreduktion.
Quelle: Symposium „XXL und noch zu klein? Neues aus der Pharmakotherapie bei Adipositas“, Riemser, Mannheim, Mai 2017