© MPV MEDICAL GmbH Widerstände bzw. erforderliche inspiratorische Flüsse für einige der wichtigsten Inhaliersysteme
Einige Untersuchungen haben gezeigt, dass viele Patienten keinen hohen Inspirationsfluss generieren können, womit die bronchiale Deposition in Frage gestellt ist.
8. Gibt es Arzt- oder Patientenpräferenzen für ein bestimmtes Gerät?
Bei zwei oder mehr Alternativen sollten die Präferenzen von Arzt und Patient berücksichtigt werden. Wenn Sie ein bestimmtes Gerät bevorzugen und damit besser kennen, werden Sie mit ziemlicher Sicherheit erfolgreicher therapieren. Der Patient wird ein bevorzugtes Gerät lieber verwenden, was die Adhärenz und damit auch die Krankheitsaktivität positiv beeinflussen kann [24] .
Geben Sie dem Patienten die Gelegenheit, sein bevorzugtes Modell auszusuchen! Zu diesem Zweck und zum Einüben und Kontrollieren der Inhalationstechnik ist es empfehlenswert, in jedem Sprechzimmer eine Sammlung der wichtigsten Demo-Geräte zu haben.
9. Müssen Sie die unterschiedlichen Kosten berücksichtigen?
Wichtig: Egal mit welchem Inhalierer inhaliert wird, für die bronchiale Deposition ist es unerlässlich, den Atem nach Beendigung der Inspiration für mindestens drei, besser mehr Sekunden anzuhalten (je länger, desto besser), damit die Substanzpartikel sich absetzen und auf der Schleimhaut deponieren können.
Möglichst nur ein Gerätetyp
“Keep it strictly simple” gilt auch oder besonders für die Inhalationstherapie. Bei Notwendigkeit, zwei oder mehr Substanzen inhalieren zu müssen, sollten Sie darauf achten, möglichst nur einen Gerätetyp zu wählen. Je mehr unterschiedliche Geräte verwendet werden, desto wahrscheinlicher sind Fehler bei der Inhalation.
Substanzspezifische Unterschiede beim Inhalieren
Bronchodilatatoren: Grob gesehen müssen Muskarin-Antago- nisten und Beta-Agonisten „nur“ die ersten Aufzweigungen der Bronchien erreichen, um dann via Rezeptoren und nervale Reizung ihre Wirkung im Bronchialbaum entwickeln zu können.
Inhalierbare Kortikoide (ICS): Ein ICS hingegen muss möglichst die gesamte Schleimhautoberfläche benetzen, da die Entzün- dung auf der gesamten Schleimhaut in den Bronchien zu finden ist. Da sich der Krankheitsprozess besonders in den kleinen Atemwegen abspielt, ist die Forderung kleiner Substanzpartikel für eine möglichst periphere Deposition gut nachvollziehbar.
Beispiel: Eine 84-jährige Pflegeheimbewohnerin mit COPD sollte folgende Inhalationen vornehmen: Tiotropium 1×1 Respimat® (Soft-Mist-Inhaler mit geringem Widerstand); Formoterol/Budesonid 2×1 Turbohaler® (DPI – hoher Widerstand); Fenoterol/Ipratropium Lsg. 3x/d PARI BOY®; Salbutamol (DA) bei Bedarf. Bestimmt können Sie sich vorstellen, dass die Patientin damit nicht zurechtkam.
Bei Geräten mit und ohne Zählwerk sollten Sie dasjenige mit Zählwerk bevorzugen.
Substanzspezifische Nebenwirkungen
Bronchodilatatoren: Die in der Mundhöhle verbleibende Substanzmenge der Beta-Agonisten wird in der Regel resorbiert und geschluckt und steigert die Wirkung geringgradig systemisch. Der eventuell auftretende Tremor verliert sich nach wenigen Anwendungen. Muskarin-Antagonisten können zu Mundtrockenheit führen. In extrem seltenen Fällen kann sich das Wasserlassen bei benigner Prostatahyperplasie verschlechtern.
Inhalierbare Kortikoide (ICS): Der in der Mundhöhle und im Bereich der Stimmbänder deponierte Anteil wird nicht resorbiert und kann zu Nebenwirkungen führen: In der Mundhöhle, aber (selten bedacht!) auch im Ösophagus kann das ICS die Entwick- lung einer Candidiasis begünstigen. Allgemein wird ein Ausspülen des Munds nach dem Inhalieren empfohlen. Allerdings handelt es sich bei den ICS um lipophile Substanzen, die sich mit wässerigen Lösungen eigentlich nicht wegspülen lassen. Nach Erfahrung der Autoren hat sich das Inhalieren vor einer Mahlzeit mit anschließendem Ausspülen und nachfolgendem Essen bewährt.
Welche Fehler sind häufig?
Demonstrieren Sie den korrekten Inhalationsvorgang und geben Sie dem Patienten die Möglichkeit, den Vorgang nachzumachen, sofern für das Gerät Einmalmundstücke erhältlich sind. Falls das nicht möglich ist, sollten Sie den Patienten möglichst in kurzem zeitlichen Abstand mit seinem verordneten Gerät wieder einbestellen, um die Inhalationstechnik zu kontrollieren.
Diese Empfehlung basiert zum Beispiel auf einer Untersuchung, in der Patienten trotz guter Einführung bereits drei Tage später entscheidende Fehler bei der Inhalation begangen haben.
Sie sollten die Inhalationstechnik regelmäßig überprüfen, ganz besonders aber bei einer vermeintlichen Verschlechterung der Symptome und wenn sie eine Therapieeskalation überlegen. Wie bereits in Teil 1 dieser Serie erwähnt machen die Patienten zu einem hohen Prozentsatz mindestens einen entscheidenden Fehler.
Signifikant mehr Fehler machen Patienten, die keine Instruktion erhalten haben oder mehr als ein Inhaliersystem nutzen [26] . Dabei gibt eine große Brandbreite an Fehlermöglichkeiten.
Dazu zählen etwa das Unterlassen des Abnehmens der Kappe, des Schüttelns (DA) oder Vorbereiten des Geräts, unzureichendes Ausatmen oder Ausatmen ins Gerät (DPI) und eine fehlerhafte Inhalation (also zu schnell (DA), zu langsam (DPI), nicht ausreichend tief oder unterlassenes Atemanhalten).
Viele Patienten inhalieren bei einer akuten Atemwegsinfektion in Eigenregie. Es ist dringend ratsam, danach zu fragen – und vor allem auch nach dem “wie”. Viele berichten dann, dass sie ätherische Öle oder Kochsalz mit Hilfe eines Topfs und warmem Wasser inhalieren.
Dieses Verdampfen gelingt nur bei ätherischen Ölen. Das Kochsalz verbleibt im Topf (Prinzip der Salzgewinnung am Meer) und der Patient inhaliert nur schleimhautreizendes destilliertes Wasser.
Was gilt bei Kindern?
Kinder bis zum vierten Lebensjahr sollten mit einem Düsenvernebler versorgt werden oder aus einem DA über Spacer inhalieren. Bis zum zweiten Lebensjahr kann eine Maske auf den Verneblerkopf des Düsenverneblers bzw. auf den Spacer aufgesetzt werden.
Nach dem zweiten Lebensjahr ist unbedingt die reine Mundatmung (Mundstück statt Maske) anzustreben. Frühestens ab dem fünften Lebensjahr können auch Pulverinhalatoren verwendet werden.
Für den Einsatz von DA ist auch in diesem Alter die Kombination mit einem Spacer sinnvoll; Düsenvernebler bleiben speziellen Indikationen vorbehalten. Bei Düsenverneblern sollten Sie immer die vor allem bei Kindern quälend lange Dauer der Inhalation bedenken – 5 bis 7 Minuten mehrfach pro Tag gegen die nur wenige Sekunden dauernde Inhalation etwa via DA mit Spacer. [25] .
Fazit
Bei korrekter Auswahl des für den Patienten geeigneten Inhaliergeräts sowie Einüben und regelmäßiger Kontrolle der Inhalationstechnik bietet die Inhalation von Medikamenten die beste Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie von Atemwegserkrankungen bei einem geringen Gefährdungspotenzial.
Interessenkonflikte: Thomas Hausen gibt an, dass keine Interessenkonflikte bestehen. Peter Haidl legt die folgenden potenziellen Interessenkonflikte offen: Vorträge: Aerogen Ltd, GSK, Novartis, Siemens & Co; Advisory board: Astra Zeneca, Boehringer Ingelheim, Mundipharma.
Hinweis: Die Produktnamen werden hier ausnahmsweise zur besseren Verständlichkeit genannt. Diese sind als ausgewählte Beispiele zu sehen, wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Literatur
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