Akuter Husten: Kaum Unterschiede durch Viren oder Bakterien
Leitlinien empfehlen übereinstimmend, dass Antibiotika bei akuter Bronchitis nicht eingesetzt werden sollen, dennoch besteht anhaltende Unsicherheit zu möglichen Unterschieden zwischen viral und bakteriell verursachter Bronchitis. In einer britischen Kohortenstudie wurde nun bei 645 erwachsenen Patienten mit der klinischen Diagnose einer akuten Bronchitis ein Rachenabstrich durchgeführt und mit PCR der Erreger diagnostiziert. Sie erfasste 10 Viren- und 11 Bakterienarten. Bei fast jedem Zweiten (46 Prozent) wurde dennoch kein Erreger nachgewiesen, bei 23 Prozent wurden Viren, bei 19 Prozent
Bakterien und bei 12 Prozent Viren und Bakterien nachgewiesen. Die Patienten führten ein Symptomtagebuch, das leider nur 354 vollständig ausfüllten (aber gleichmäßig häufig in den Gruppen mit jeweils verschiedenem Erregernach- weis). Die berichteten Symptome unterschieden sich zwischen den Gruppen nur wenig, sie waren bei Patienten mit Viren alleine oder Bakterien und Viren etwas schwerer als bei Patienten ohne Erregernachweis oder Bakterien allein. Antibiotika wurden über alle Gruppen hinweg annähernd gleich häufig verordnet (70-77 Prozent!), ebenso unterschied sich die Symptomdauer (nach Adjustierung für Antibiotikagabe) nicht. Unklar blieb, warum bei so vielen keine Erreger gefunden wurden. Die Autoren diskutierten dazu Viren, die die PCR nicht erfasst, und Differenzialdiagnosen für Husten.
Fazit: Die Symptomatik bei akutem Husten unterschied sich in dieser Kohortenstudie nur wenig zwischen Patienten, bei denen Viren oder Bakterien, beides oder keine Erreger nachgewiesen wurden. Die Symptome hielten in allen Gruppen gleich lang an.
Quelle: Ordóñez-Mena JM, Fanshawe TR, Butler CC et al: Relationship between microbiology of throat swab and clinical course among primary care patients with acute cough: a prospective cohort study. Family Practice, 2020, 332–339. doi:10.1093/fampra/cmz093
Pfefferminzöl beim Reizdarmsyndrom
Dem Menthol in Pfefferminzöl werden krampflösende und schmerzlindernde Wirkungen zugeschrieben und einige Studien zeigen einen Effekt beim Reizdarmsyndrom allerdings mit methodischen Mängeln. In den Niederlanden wurde jetzt bei der Durchführung einer randomisierten kontrollierten Studie (RCT) Wert auf hohe methodische Qualität gelegt. Durch eine eigens entwickelte App und webbasierte Fragebögen wurde eine sehr hohe Compliance beim Ausfüllen der Studienfragebögen erreicht.
189 Patienten (im Mittel 34 Jahre, 78 Prozent weiblich) wurden in der Primärversorgung rekrutiert und erhielten für acht Wochen entweder 182 mg Pfefferminzöl oder ein Placebo mit gleichem Aussehen. Beim primären Endpunkt – einer 30-prozentigen Reduktion im Wochendurchschnitt der Schmerzen – ergab sich nur ein kleiner Unterschied zwischen den Gruppen, der nicht signifikant war. In der Placebogruppe erreichten 35 Prozent eine 30-prozentige Schmerzreduktion. In einigen sekundären Endpunkten wie der Gesamtsymptombelastung und der benötigten Bedarfsmedikation ergab sich eine signifikante Besserung durch das Pfefferminzöl.
Als Nebenwirkungen traten in der Verumgruppe vermehrt die bekannten Nebenwirkungen wie Rülpsen, Sodbrennen und Pfefferminzgeschmack auf, acht Patienten in der Pfefferminzölgruppe brachen deswegen die Studie ab. Ein dritter Arm prüfte ein spezielles Pfefferminzölpräparat, das erst im Dickdarm freigesetzt wird. Jedoch verbesserte sich weder das Ansprechen noch nahmen die Nebenwirkungen ab.
Die Autoren geben zu, dass durch die Nebenwirkungen eine komplette Verblindung möglicherweise nicht gegeben war, und empfehlen, die Ergebnisse der sekundären Endpunkte mit Vorsicht zu interpretieren. Dennoch schließen sie einen Therapieversuch – ob der fehlenden schwerwiegenden Nebenwirkungen und fehlenden effektiveren Therapieoptionen – nicht vollständig aus.
Fazit: Im Gegensatz zu vorhergehenden Studien zeigte sich in dieser methodisch ordentlichen Studie beim Reizdarmsyndrom kein signifikant besseres therapeutisches Ansprechen auf Pfefferminzöl als auf Placebo. Kleine Unterschiede im Ansprechen könnten dennoch bestehen, konnten aber mit dieser Patientenzahlnicht bewiesen werden.
Quelle: Weerts ZRM, Masclee AM, Witteman BJM et al: Efficacy and Safety of Peppermint Oil in a Randomized, Double-Blind Trial of Patients With Irritable Bowel Syndrome. Gastroenterology 2020;158:123–136. doi: 10.1053/j.gastro.2019.08.026
Was Hausärzten das Leben schwer macht
Stress und Belastung durch die Arbeit ist im hausärztlichen Bereich in mehrfacher Hinsicht relevant: Zum einen kann die psychische Gesundheit und Arbeitsfähigkeit leiden, darüber hinaus aber auch die Patientenversorgung und die Attraktivität des Berufs für den hausärztlichen Nachwuchs. In einer Querschnittsstudie wurde in elf Ländern mit hohem Einkommen untersucht, von welchen Faktoren der arbeitsbezogene Stress abhängt. Neben Alter, Geschlecht und Praxislage wurden organisatorische Aspekte, Aspekte der Koordination und Qualität der Versorgung und die Nutzung von elektronischen Patientenakten erfasst.
12.049 Hausärzte nahmen teil (Rücklauf je nach Land zwischen 8 und 47 Prozent). Spitzenreiter im arbeitsbedingten Stresserleben waren Großbritannien und Schweden (20 bzw. 16 Prozent extrem stressig, 39 bzw. 40 Prozent sehr stressig), gefolgt von den USA (13 Prozent extrem stressig, 31 Prozent sehr stressig) und Deutschland (4 Prozent extrem stressig, 41 Prozent sehr stressig). Die Belastung hing vor allem von der Zahl der wöchentlichen Arbeitsstunden und dem Anteil administrativer Tätigkeiten ab (hier lag Deutschland je mit im oberen Bereich).
Sie war außerdem höher in städtischen Praxen, bei Frauen und bei Hausärzten im mittleren Alter (35-54 Jahre) – in Deutschland jedoch zusätzlich bei jungen Hausärzten. Längere Konsultationszeiten, rascher Erhalt von Entlassbriefen und Beschäftigung von Case Managern verbesserten die Jobzufriedenheit.
Fazit: International tragen vor allem lange Arbeitszeiten, ein hoher Anteil an administrativen Aufgaben und kurze Konsultationszeiten zur Arbeitsbelastung von Hausärzten bei. Die Autoren fordern, dass Politiker dem entgegenwirken, um die hausärztliche Versorgung zu sichern.
Quelle: Cohidon C, Wild P and Senn N: Job stress among GPs: associations with practice organisation in 11 high-income countries. Br J Gen Pract 2020. doi:10.3399/bjgp20X710909
Leitlinien jetzt auch auf Englisch
Die DEGAM stellt einige ihrer Leitlinien künftig auch auf Englisch zur Verfügung. Die Umstellung soll schrittweise ablaufen. Den Anfang macht die S3-Leitlinie Schlaganfall, von der die Kurzversion bereits online unter www.degam.de abgerufen werden kann: www.hausarzt.link/VqvMc.