Wahrnehmung und Erfahrungen von Gesundheitsfachpersonen zur Kommunikation mit über 50-Jährigen über Impfungen: eine qualitative Evidenzsynthese [2]
Zusammenfassung in einfacher Sprache
Wahrnehmungen und Erfahrungen der Gesundheitsfachpersonen in Bezug auf die Kommunikation über Impfungen mit älteren Erwachsenen
Ziel dieses systematischen Reviews war es, die Wahrnehmungen und Erfahrungen von Gesundheitsfachpersonen bei der Kommunikation mit älteren Erwachsenen über Impfungen zu erfassen. Wir suchten nach relevanten qualitativen Studien, analysierten diese und bezogen 11 Studien ein.
Kernaussagen: Wir fanden nur wenige Studien, die sich mit den Wahrnehmungen und Erfahrungen von Gesundheitsfachpersonen bei der Kommunikation mit älteren Erwachsenen über Impfungen befasst haben. Die Studien, die wir fanden, deuteten darauf hin, dass es unter den Gesundheitsfachpersonen unterschiedliche Auffassungen über das Ziel und die Rolle in Bezug auf die Impfkommunikation mit älteren Erwachsenen gibt. Auf der Grundlage unserer Ergebnisse entwickelten wir einen Fragenkatalog, um Organisatoren und Programmmanager bei der Planung oder Umsetzung von Kommunikationsstrategien für Impfungen zwischen Gesundheitsfachpersonen und älteren Erwachsenen zu unterstützen.
Was wurde in diesem Review untersucht?
Zur Vorbeugung von Infektionskrankheiten bei älteren Erwachsenen stehen Impfstoffe zur Verfügung, darunter Impfstoffe gegen saisonale Grippe, Erkrankungen durch Pneumokokken, Herpes Zoster (Gürtelrose) und Covid-19. Ältere Erwachsene nutzen aber nicht immer die ihnen zur Verfügung stehenden Impfstoffe.
Die Kommunikation mit Gesundheitsfachpersonen über die Impfung kann für ältere Menschen in ihrer Entscheidungsfindung eine wichtige Rolle spielen. Um eine sachkundige Entscheidung über die Impfung zu unterstützen, sollten Gesundheitsfachpersonen in der Lage sein, die Wissenslücken, Bedürfnisse und Bedenken der älteren Menschen zu erkennen. Gesundheitsfachpersonen sollten auch in der Lage sein, Informationen über das Krankheitsrisiko der betroffenen Person, den Schweregrad der Krankheit, die Wirksamkeit und Sicherheit des Impfstoffs sowie praktische Informationen, beispielsweise wie man Zugang zu Impfstoffen erhält, weiterzugeben und zu diskutieren. Daher sind gute Kommunikationsfähigkeiten und die Bereitschaft, sich aktiv über die neuesten Erkenntnisse auf dem Laufenden zu halten, eine Voraussetzung bei Gesundheitsfachpersonen. Wenn wir die Wahrnehmungen und Erfahrungen von Gesundheitsfachpersonen in Bezug auf die Impfkommunikation erfragen, können wir sie besser ausbilden und dabei unterstützen, gute Kommunikationsstrategien zu entwickeln.
Was waren die Hauptergebnisse dieses Reviews?
Wir schlossen 11 Studien in diesen Review ein. Alle Studien wurden in Ländern mit hohem Einkommensniveau durchgeführt. Die Studien konzentrierten sich auf Ärzte, Pflegekräfte, Apotheker und andere Personen, die in Krankenhäusern, Kliniken, Praxen, Apotheken und Pflegeheimen arbeiten. Die Gesundheitsfachpersonen diskutierten verschiedene Arten von Impfstoffen, darunter Grippe-, Pneumokokken- und Herpes-Zoster-Impfstoffe. Der Review wurde durchgeführt, bevor die Covid-19-Impfstoffe verfügbar waren.
Wir stuften unser Vertrauen in mehrere der Ergebnisse von hohem Vertrauen auf moderates, geringes oder sehr geringes Vertrauen herab. Ein Grund dafür war, dass einige Ergebnisse nur auf einer geringen Anzahl an Daten beruhten. Ein weiterer Grund war, dass die Ergebnisse auf Studien aus nur wenigen Ländern beruhten, sodass wir uns nicht sicher waren, ob diese Ergebnisse auch in einem anderen Kontext übertragbar sind.
Die Gesundheitsfachpersonen berichteten, dass der Informationsbedarf älterer Erwachsener zum Thema Impfungen sehr unterschiedlich ausfiel, wobei die Bandbreite von “gar nicht nach Impfungen fragen” bis hin zu einer großen Nachfrage nach Informationen reichte (hohes Vertrauen in dieses Ergebnis). Innerhalb der Diskussion zu Impfungen beschrieben die Gesundheitsfachpersonen als Themen den Mangel an Informationen und das Vorhandensein von Fehlinformationen, Ängsten und Bedenken in Bezug auf Impfstoffe bei älteren Erwachsenen (moderates Vertrauen).
Die Art und Weise, wie Gesundheitsfachpersonen mit älteren Erwachsenen über Impfstoffe sprachen, schien mit dem eigenen Ziel der Gesundheitsfachpersonen in Bezug auf Impfkommunikation zusammenzuhängen. Die Gesundheitsfachpersonen hatten unterschiedliche Vorstellungen von diesem Ziel sowie von der eigenen Rolle und der Rolle älterer Menschen bei Impfentscheidungen. Einige der Gesundheitsfachpersonen hielten es für wichtig, Informationen zur Verfügung zu stellen, betonten jedoch das Recht und die Verantwortung der älteren Erwachsenen, für sich selbst zu entscheiden. Andere nutzten Informationen, um ältere Erwachsene zur Impfung zu überreden und zu überzeugen, um die “Compliance” (das Ausmaß an Bereitschaft, Gesundheitsempfehlungen selbstständig umzusetzen) zu erhöhen und die Impfraten zu “verbessern”, und in einigen Fällen, um eine bessere Vergütung zu erzielen. Wieder andere orientierten sich an dem, was der ältere Mensch ihrer Meinung nach brauchte oder wollte (moderates Vertrauen).
Die Gesundheitsfachpersonen waren der Ansicht, dass die Entscheidungen älterer Erwachsener durch mehrere Faktoren beeinflusst werden könnten, darunter die Art der Beziehung zwischen Gesundheitsfachperson und Patient, Status einer Gesundheitsfachperson und das Ausmaß, in dem Gesundheitsfachpersonen selbst mit gutem Beispiel vorangehen (geringes Vertrauen).
Unser Review identifizierte auch Faktoren, die wahrscheinlich Einfluss darauf haben, wie die Kommunikation zwischen Gesundheitsfachpersonen und älteren Erwachsenen abläuft. Dazu zählten beispielsweise die eigenen Ansichten und Erfahrungen von Gesundheitsfachpersonen in Bezug auf die betreffenden Krankheiten und die Impfstoffe sowie die Ansichten und Erfahrungen mit der organisatorischen und praktischen Umsetzung von Impfangeboten.
Wie aktuell ist der Review?
Wir suchten nach Studien, die bis zum 21. März 2020 veröffentlicht wurden.
Übersetzung mit freundlicher Genehmigung von: A. Egger-Rainer und M. Fischill-Neudeck, freigegeben durch Cochrane Deutschland.