Stuttgart . Vier Bundesländer haben sich darauf verständigt, die Isolationspflicht für Corona-Infizierte aufzuheben. Es handelt sich um Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein, wie das Gesundheitsministerium von Baden-Württemberg am Freitag (11.11.) mitteilte.
„Ob es eine gesetzlich verankerte Isolationspflicht gibt oder nicht, ist eine politische Entscheidung. Aus medizinischer Sicht muss der Leitspruch lauten: Wer krank ist, bleibt konsequent zu Hause. Niemand der hustet und schnieft sollte sich ins Büro oder eine volle Bahn setzen”, kommentiert Dr. Markus Beier, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes den Vorstoß der vier Bundesländer.
Die Erfahrungen aus den Praxen zeigten, dass es die Ausnahme sei, dass eine Patientin oder Patient zwar einen positiven Corona-Schnelltest habe, aber keine Symptome aufweise. “Wenn also jeder mit Symptomen konsequent zu Hause bleibt, dann wird nur eine sehr kleine Zahl an Menschen von einer Änderung der Isolationspflicht auch praktisch betroffen sein“, so Beier weiter.
Neue Regeln ab Mitte nächster Woche
In diesen Ländern sollten “zeitnah” neue Regelungen in Kraft treten, die Details würden derzeit ausgearbeitet. Thüringen überlegt nach Angaben der Landesregierung noch, ob es sich anschließt. Die Entscheidung soll am kommenden Montag fallen.
Im Ländle und in Schleswig-Holstein soll die Isolationspflicht für Corona-Infizierte ab Mitte nächster Woche nicht mehr gelten. Bayern nennt konkret den Mittwoch, 16. November, als Stichtag.
Dafür soll in Schleswig-Holstein außerhalb der eigenen Wohnung eine fünftägige Maskenpflicht in Innenräumen für jene greifen, die einen positiven Test, aber keine Krankheitssymptome haben. Auch die anderen Bundesländer wollen entsprechende Maßnahmen vorsehen, sodass Infizierte dennoch andere vulnerable Personen vor einer Infektion schützen.
Bis Jahresende will Schleswig-Holstein auch daran arbeiten, dass die Maskenpflicht in Bus und Bahn wegfällt.
Lauterbach sieht Pläne als kontraproduktiv an
Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach hat die Pläne mehrerer Bundesländer, die Isolationspflicht für Corona-Infizierte aufzuheben, kritisiert. “Das kommt jetzt zur Unzeit und findet nicht die Billigung der Bundesregierung”, sagte der SPD-Politiker. Er sprach von einem Fehler und warnte vor einem “Flickenteppich” mit verschiedenen Isolationsregeln in den Bundesländern.
“Es gibt auch keinen medizinischen Grund, jetzt auf die Isolationspflicht zu verzichten”, sagte Lauterbach. Es gebe etwa 1.000 Todesfälle durch Covid pro Woche, man stehe vor einer “wahrscheinlich schweren Winterwelle” und sei “am Vorabend einer ansteckenderen Variante”.
Es sei deshalb nicht wirklich verantwortbar, die Isolationspflicht wegzunehmen. Er fügte hinzu, der Arbeitsplatz müsse sicher bleiben und es müsse verhindert werden, dass Menschen infiziert zur Arbeit gedrängt würden.
Quelle: dpa