München. Die Europäische Kommission hat die monoklonale Antikörper-Kombination Evusheld (Tixagevimab und Cilgavimab) zur Prophylaxe von Covid-19 zugelassen. Das meldet das Paul-Ehrlich-Institut. Schon seit Mitte Februar 2022 hatte das BMG im Rahmen der Medizinischer-Bedarf-Versorgungssicherstellungsverordnung (MedBVSV) begrenzte Kontingente des Arzneimittels zur Verfügung gestellt.
Evusheld kann eingesetzt werden bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren mit mindestens 40 kg Körpergewicht ohne bestehende SARS-CoV-2-Infektion, die keinen engen Kontakt zu infizierten Personen hatten und
- deren Immunsystem aufgrund von Grunderkrankungen oder immunschwächender Therapien mittel- bis schwergradig beeinträchtigt ist und bei denen eine unzureichende Immunantwort auf SARS-CoV-2 erwartet wird oder
- für die eine aktive Covid-Impfung (nach aktuellem Zulassungsstand) aufgrund von schwerwiegenden unerwünschten Reaktionen in der Krankengeschichte (wie schwerwiegenden allergischen Reaktionen) nicht angezeigt ist.
In den zulassungsrelevanten Studien reduzierte Evusheld bei Hochrisikogruppen das relative Risiko einer PCR-bestätigten symptomatischen Covid-19-Erkrankung signifikant um 77 Prozent. Unter den Teilnehmern, die Evusheld erhielten, gab es keine schweren/kritischen Covid-Ereignisse.
Laut Fachinformation hat die Antikörper-Kombination in Laboruntersuchungen mit Pseudo- und Lebendviren gegen die Omikron-Variante eine geringere Neutralisationsaktivität im Vergleich zur ursprünglichen Virusvariante. Die klinische Bedeutung dieser verminderten Wirkung ist allerdings bisher nicht geklärt, die Omikron-Variante war während des Studienzeitraums noch nicht stark verbreitet. Eventuell könnte eine höhere Dosis die geringere Neutralisationsaktivität ausgleichen.
Applikation und Dosierung
Jeder Umkarton des Mittels enthält zwei Durchstechflaschen: Eine Durchstechflasche mit 150 mg Tixagevimab je 1,5 ml, und eine zweite Durchstechflasche mit 150 mg Cilgavimab je 1,5 ml. Die empfohlene Dosis bei Erwachsenen und Jugendlichen beträgt 150 mg Tixagevimab und 150 mg Cilgavimab, angewendet als zwei separate, aufeinanderfolgende intramuskuläre Injektionen an verschiedenen Injektionsstellen in zwei verschiedene Muskeln, vorzugsweise in die Gesäßmuskeln.
Die Antikörper-Kombination weist eine lange Halbwertszeit auf, in der zulassungsrelevanten Provent-Studie konnten die beiden Antikörper noch nach sechs Monaten detektiert werden, wie aus der Fachinformation hervorgeht.
Bei wem kann die Antikörper-Kombi eingesetzt werden?
Die Anwendung von Evusheld sollte unter Bedingungen erfolgen, unter denen eine Behandlung schwerer Überempfindlichkeitsreaktionen möglich ist, da derartige Ereignisse bei Behandlungen mit monoklonalen Antikörpern beobachtet wurden. Personen, die Evusheld erhalten haben, sollten nach der Anwendung gemäß lokaler medizinischer Praxis überwacht werden.
Bei Menschen mit hohem Risiko für kardiovaskuläre oder thromboembolische Ereignisse sollten die Risiken und der Nutzen vor Beginn der Therapie abgewogen werden, wird in der Fachinformation betont. Der Grund: In den Zulassungsstudien waren in der Verum-Gruppe bei 22 Personen (0,6 Prozent) schwere kardiale Ereignisse aufgetreten, in der Placebo-Gruppe bei drei Personen (0,2 Prozent).
Ein kausaler Zusammenhang zwischen Evusheld und diesen Ereignissen wurde allerdings nicht festgestellt, dennoch wurde ein Warnhinweis in die Fachinfo aufgenommen. Patientinnen und Patienten sollten auf Anzeichen oder Symptome hingewiesen werden (insbesondere Brustschmerzen, Dyspnoe, Unwohlsein, Benommenheit oder Ohnmacht) und sich unverzüglich an einen Arzt wenden, wenn solche Symptome auftreten.
Wie alle intramuskulären Injektionen sollte Evusheld zudem bei Menschen mit Thrombozytopenie oder einer anderen Gerinnungsstörung mit Vorsicht angewendet werden.
Es wurden keine Studien zur Erfassung von pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Wechselwirkungen durchgeführt. Es sei aber nicht zu erwarten, dass Evusheld durch Leberenzyme metabolisiert oder über die Nieren ausgeschieden werde, heißt es in der Fachinfo.
„Tixagevimab und Cilgavimab werden nicht renal ausgeschieden oder durch Cytochrom-P450-Enzyme (CYP) metabolisiert; daher sind Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln, die über die Nieren ausgeschieden werden oder die Substrate, Induktoren oder Inhibitoren von Cytochrom-P450-Enzymen sind, unwahrscheinlich.“
Nur begrenzte Daten bei Schwangeren und Stillenden
Es liegen keine oder nur begrenzte Daten zur Anwendung von Tixagevimab und Cilgavimab bei Schwangeren vor. Die Antikörper-Kombination sollte daher während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der potenzielle Nutzen für die Mutter das potenzielle Risiko für den Fötus rechtfertigt.
Bisher ist nicht bekannt, ob Tixagevimab und Cilgavimab in die Muttermilch übergehen kann. Es sei jedoch bekannt, dass maternales IgG während der ersten Tage nach der Geburt in die Muttermilch übergehe. Die Anwendung von Evusheld während der Stillzeit könne erwogen werden, wenn dies klinisch angezeigt ist.
Fazit für die Praxis
Für allzu viele Menschen wird Evusheld in der Hausarztpraxis wohl nicht in Frage kommen. Aber gerade jetzt, wo die Maskenpflicht wegfällt und Infizierten nur noch zu einer freiwilligen Isolation geraten wird, wird eine Covid-Prophylaxe für Hochrisikogruppen umso wichtiger – und hier ist Evusheld eine effektive Option.