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EditorialUngleich unter Gleichen

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

verdienen Sie mehr als Ihre Partner? "Ja" werden zwei Drittel der Männer unter Ihnen sagen, aber nur knapp ein Viertel der Frauen, legt eine Umfrage unter 177 Ärztinnen und 427 Ärzten nahe [1]. Aber immerhin, liebe Frauen, wir dürfen arbeiten! Dies konnten uns unsere Ehemänner nämlich noch bis vor 40 Jahren verbieten.

Auf Ungleichbehandlungen wie diese soll der Weltfrauentag am 8. März aufmerksam machen. Dieses Jahr haben einige Firmen ihren Mitarbeiterinnen zum 8. März eine Rose geschenkt. Keine Frage, es ist als nette Geste gemeint. Trotzdem wirkt es wie ein "billiges Dankeschön", bedenkt man, dass Frauen immer noch im Schnitt weniger verdienen als Männer.

Auch niedergelassene Ärztinnen sind hier überraschenderweise keine Ausnahme: Während Praxisinhaber 2013 einen mittleren Jahresüberschuss von 168.800 Euro erwirtschafteten, kamen Praxisinhaberinnen auf 104.600 Euro [2]. In der hausärztlichen Versorgung sind es noch 162.600 versus 119.900 Euro. Überrascht hat mich das deshalb, weil Sie es als Praxischefinnen selbst in der Hand haben – anders als angestellte Ärztinnen. Klar ist auch, an den ärztlichen Gebührenwerken liegt das nicht. Woran dann?

Das Zi führt den Unterschied darauf zurück, dass Ärztinnen seltener technikaffine Fächer wählen, mehr gesetzlich Versicherte betreuen, insgesamt weniger arbeiten, sich gleichzeitig aber mehr Zeit pro Patient nehmen [2]. Selbst wenn man die unterschiedliche Jahresarbeitszeit herausrechnet, verdienen Hausärztinnen pro Stunde 11,46 Euro weniger. Betrachtet man die Ursachen, kann man daraus aber auch etwas Positives ableiten.

Patienten können davon profitieren, dass Ärztinnen anders praktizieren als Ärzte. So deutet eine Studie an, dass Diabetiker, die von Ärztinnen betreut werden, öfter ihre Therapieziele erreichen [3]. Sie als Hausärztinnen und Hausärzte wissen, dass in der Praxis kein Patient dem anderen gleicht – man also die individuellen Unterschiede im Blick haben muss. Prävalenzen und Symptome von Erkrankungen können sich zwischen den Geschlechtern unterscheiden [4], Therapien anders ansprechen. So metabolisieren Frauen und Männer beispielsweise Arzneimittel anders [5]. Nebenwirkungen treten bei Frauen etwa 1,5-mal häufiger auf als bei Männern [6]. In der Medizin sind wir also gut beraten, die Unterschiede zu erforschen, um die Behandlung für Mann und Frau zu optimieren. Nicht zuletzt können Sie unter Kolleginnen und Kollegen voneinander lernen.

Statt am Weltfrauentag Blumen zu verschenken, sollten wir unsere Aufmerksamkeit darauf lenken, wo uns "Ungleichbehandlung" nutzt und wo dies wirklich schadet, meint Ihre

Johanna Dielmann-von Berg, Stellv. Chefredakteurin "Der Hausarzt"

Literatur

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