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EditorialPrimärarztsystem – aber richtig!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

seit Jahren kämpfen wir als Deutscher Hausärzteverband für eine vernünftige Strukturierung des Gesundheitswesens. Dabei müssen wir Hausärzte der erste Ansprechpartner für alle medizinischen Beschwerden sein und bei Bedarf die Koordination der Behandlung übernehmen. Das verbessert die Qualität der Behandlungsabläufe und trägt dazu bei, dass unnötige Facharztbesuche reduziert und überflüssige Krankenhauseinweisungen verhindert werden können. Mit unseren Verträgen zur Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) setzen wir dies bereits für knapp vier Millionen Versicherte um.

All dies sind keine neuen Erkenntnisse. Immer wieder wird völlig außer Acht gelassen, dass die Koordinierungsfunktion nur ein Teil unserer Arbeit ist. In der Mehrzahl der Fälle lösen Hausärzte die Patientenprobleme direkt in ihrer Praxis! Wenn es darauf ankommt, obliegt uns die Koordinierung. Ob notwendige Untersuchungen bei einem Gebietsfacharzt, Optimierung der Medikation oder Einbeziehung anderer Gesundheitsberufe: Hierfür haben wir, im Gegensatz zu allen anderen Facharztgruppen, eine spezifische Weiterbildung.

Nachdem die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) jahrelang unsere Konzepte bekämpft hat, entdeckt sie jetzt das Thema „Patientensteuerung“ für sich (S. 20). Leider sind die Überlegungen der KBV eher ein schlechter Scherz als ein hilfreicher Beitrag zur Debatte. Die bekannt gewordenen Vorschläge zur Änderung des Bundesmantelvertrages gehen dahin, dass auch Gebietsfachärzte, quasi im Vorbeigehen, die Koordination der Patienten „in Einzelfällen“ übernehmen sollen. Dies soll insbesondere für die Patienten der Fall sein, die an einer einzelnen spezifischen chronischen Erkrankung leiden. Sobald aber eine zweite Erkrankung hinzukommt, soll wiederum der Hausarzt die Koordination übernehmen. So einfach stellt sich die Welt doch nur jemand vor, der der Realität inzwischen komplett entrückt ist. Dass dies nicht zu einer verbesserten Strukturierung, sondern zu vermehrtem Chaos im ohnehin schon unübersichtlichen Gesundheitswesen führen würde, liegt auf der Hand!

Wenn es das Ziel sein soll, die Qualität der Versorgung einer älter werdenden Gesellschaft zu verbessern, dann gibt es keine sinnvolle Alternative zu einem hausärztlichen Primärarztsystem. Während dies in vielen europäischen Ländern schon längst Konsens ist, zeigen die Gedankenspiele der KBV, dass bei einigen Funktionären Hausärzte als ersetzbar gelten – entgegen aller Erfahrungen mit unseren Verträgen zur Hausarztzentrierten Versorgung! Diese Missachtung unserer hausärztlichen Kompetenzen werden wir, insbesondere auch im Sinne unserer Patienten, nicht zulassen! Wir werden uns gegen diese Haltung der KBV geschlossen und entschieden zur Wehr setzen.

Mit kollegialen Grüßen

Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender Deutscher Hausärzteverband e.V.

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