Berlin. Die Zahl der Ärzte ist in Deutschland im vergangenen Jahr insgesamt zwar leicht gestiegen – die Zahl der Niedergelassenen jedoch verzeichnete einen Rückgang von rund einem Prozent. Das geht aus der Ärztestatistik für 2017 hervor, die die Bundesärztekammer am Donnerstag (29. März) veröffentlicht hat. Demnach stieg die Zahl im vergangenen Jahr um 6.500 auf rund 385.000 Ärzte. Die Zahl der niedergelassenen Ärzte sank um 1.285 auf 118.356.
Die Bundesärztekammer warnte trotz des Gesamtanstiegs vor dem steigenden Bedarf an Ärzten, da in der älter werdenden Gesellschaft der Behandlungsbedarf steige. Derzeit prognostiziere das Statistische Bundesamt bis zum Jahr 2040 eine Steigerung des Bevölkerungsanteils der über 67-jährigen um 42 Prozent. „Wer nur Köpfe zählt, macht es sich zu einfach”, sagte Präsident Professor Frank Ulrich Montgomery. „Uns fehlen Arztstunden.” Ohne Gegensteuern auch mit stärkerer Ausbildung werde sich dieser Mangel verschärfen.
Auch Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes, hatte jüngst erneut auf die Dringlichkeit der Umsetzung des Masterplans Medizinstudium 2020 gepocht und sich damit gegen die Einschätzung mehrerer Studiendekane in einem Medienbericht gestellt.
Anstellung als Schritt in die Selbstständigkeit
Ein deutliches Plus verzeichnete die Ärztestatistik gerade im Bereich der angestellten Ärzte. Deren Anzahl stieg 2017 im Vergleich zum vorherigen Jahr um knapp zehn Prozent auf 31.477. Das sind fast sechsmal so viele wie noch vor zehn Jahren. „Für viele in der Praxis angestellte Ärzte stellt die Selbständigkeit zu einem späteren Zeitpunkt eine interessante Option dar”, kommentierte Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), die aktuelle Arztzahlstatistik.„Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielt in unserer heutigen Gesellschaft eine große Rolle. Dies gilt auch für junge Ärztinnen und Ärzte. Die Niederlassung als Selbständiger bietet hier viele Möglichkeiten, all das gut unter einen Hut zu bringen.”
Insgesamt nahmen 172.647 Ärzte und Psychotherapeuten im Jahr 2017 an der vertragsärztlichen Versorgung teil, darunter 147.350 Ärzte und 25.297 Psychotherapeuten. Angesichts des anhaltenden Trends zur Teilzeittätigkeit ergibt sich bei der Betrachtung der Teilnahmeumfänge laut KBV jedoch ein Plus von gerade einmal 0,2 Prozent.
„Fachkräfteproblem nicht durch Zuwanderung lösen!”
Nach der Ärztestatistik haben im vergangenen Jahr 1.965 Ärztinnen und Ärzte Deutschland verlassen. Die beliebtesten Auswanderungsländer sind – wie in den vergangenen Jahren – die Schweiz (641), Österreich (268) und die USA (84). Für etwas Entlastung sorgt die weiterhin recht hohe Zuwanderung aus dem Ausland. Der Ärztestatistik zufolge ist die Zahl der in Deutschland gemeldeten Ärztinnen und Ärzte aus EU-Ländern und aus sogenannten Drittländern im Jahre 2017 um 4.088 auf 50.809 gestiegen.
„Wir können und sollten aber nicht versuchen, unser Fachkräfteproblem im ärztlichen Dienst durch Zuwanderung aus dem Ausland zu lösen”, sagte Montgomery. Die zugewanderten Kollegen fehlten in ihren Herkunftsländern. Auch seien enorme Anstrengungen nötig, die für eine gute Patientenversorgung notwendigen Fachsprachen-Kenntnisse zu prüfen. Montgomery erneuerte in diesem Zusammenhang seine Forderung, dass ausländische Ärzte aus Staaten, die nicht der Europäischen Union angehören, einen Nachweis über ihre Kenntnisse und Fähigkeiten durch Teilnahme am medizinischen Staatsexamen erbringen sollten, um in Deutschland eine Zulassung zu erhalten.