Berlin. In Sachen Telematik-Anbindung ihrer Praxis können Hausärzte neben der Compugroup bald weiter Hersteller wählen. Das haben Telekom, Secunet und der österreichische Hersteller RISE auf der Gesundheits-IT-Messe ConhIT in Aussicht gestellt. Während die Compugroup ein eigenes Messeangebot ausgerufen hat, bei dem Ärzte bis 30. April nichts aus eigener Tasche auf die Erstattungspauschale drauflegen müssen, haben Telekom und Secunet in Berlin ihre Konnektoren ausgestellt. Die Telekom teilte mit, sie stehe kurz vor der Zulassung.
Auch RISE peile eine Zulassung im zweiten, spätestens dritten Quartal an, bestätigte Geschäftsführer Prof. Thomas Grechenig gegenüber „Der Hausarzt”. Die Österreicher waren in Berlin nicht mit eigenem Stand vertreten.
Erfahrungsberichte der bisherigen Installationen brachte Andreas Koll von der Compugroup Medical (CGM) bei einer Veranstaltung zum Thema TI in der Praxis ein. Stand heute seien 15.000 Praxen installiert. Dabei seien die Abläufe auch heute noch Lernprozesse. „Erste Rückmeldungen von Ärzten deuten aber darauf hin, dass die Installation weniger aufwändig ist als Ärzte zunächst erwarten”, sagte Koll. Einem CGM-Mitarbeiter am Stand zufolge betrage die durchschnittliche Installationszeit lediglich eine Stunde.
Gegenüber „Der Hausarzt” hatten einzelne Ärzte hingegen über Probleme bei der Installation vor Ort geklagt. Gemeinsam mit Hausärzten, die bereits an die TI angebunden sind, wurde daher eine Checkliste entwickelt, worauf es zu achten gilt.
Trotz der nun angekündigten Vielfalt im Markt blieben die Besucher der Veranstaltung skeptisch, dass die Anbindung zügig von statten geht. Einer Live-Abstimmung unter rund 100 conhIT-Gästen gaben 63 Prozent an, dass erst nach dem Jahresende 2019 alle Praxen in Kliniken angeschlossen seien. Nur elf Prozent gehen davon aus, dass die aktuell geltende Frist – also Jahresende 2018 – eingehalten wird.
Nichtsdestotrotz wagte Markus Linnemann für Secunet einen Blick in die Zukunft. Die nun in den Markt kommenden Konnektoren sind demnach nur die erste Stufe einer Evolution. Langfristig, so Linnemnn, gehe die Entwicklung weg vom stationären Terminal hin zu einem All-in-One-Gerät, das Ärzte mitnehmen können – ein Gerät also, dass VPN-Zugangsdienst, Konnektor und Co. vereint. „Technisch, architektonisch und sicherheitstechnisch ist das bereits heute möglich”, sagte Linnemann. „Man wird sehen müssen, wie das in Zukunft dann auch umgesetzt wird.”Für den Arzt in der Praxis sieht er als nächsten sinnvollen Schritt die Installation weiterer Applikationen auf den Konnektoren – analog zum Smartphone. „Es braucht spannende Applikationen, die meinen Arbeitsalltag erleichtern, dann macht das auch Sinn für mich als Arzt.”
Ein weiterer Blick in die Zukunft betrifft die Ärzte ganz konkret: Denn die Zertifikate, die auf den Konnektoren aufgespielt sind, laufen in fünf Jahren aus. „Aktuell ist noch nicht klar, wie sie verlängert werden könnten”, erklärt Frederic Naujokat, eHealth Experts GmbH. Technisch sei es durchaus möglich, entsprechende kryptographische Verfahren zur Verfügung zu stellen. Sollte dies jedoch nicht geschehen, würde in fünf Jahren die Erneuerung der Geräte anstehen.