Editorial HA 03/2022Eine Nacht im Juli 2021

Liebe Leserinnen und Leser,

ein halbes Jahr ist es jetzt her, dass eine Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz das Leben sehr vieler Menschen von heute auf morgen dramatisch veränderte. Die nackten Zahlen geben in keinster Weise wider, welches Leid die Menschen dort erfahren haben und doch seien sie einmal genannt, um die Dimensionen zu zeigen: Im Landkreis Ahrweiler leben rund 56.000 Menschen, 42.000 sind von der Flut betroffen, von denen wiederum mindestens 17.000 Hab und Gut verloren haben.

Bis jetzt wurden 130 Tote und 766 Verletzte mit der Flut in direkte Verbindung gebracht. Fast 200 Hektar Fläche wurde von der Ahr überflutet, die in der Katastrophennacht auf über 7 Meter angeschwollen war.

Warum schreibe ich das? Weil auch einige Kolleginnen und Kollegen von Ihnen betroffen sind und die Probleme vor Ort noch längst nicht behoben sind. Das zeigt eindrücklich unser Bericht in diesem Heft ab Seite 24.

Viele Ärztinnen und Ärzte sind weiterhin gezwungen, aus einem Provisorium heraus zu praktizieren und das bedeutet: im Privathaus, unterm Dach, in der Garage oder in einem Container. Die Probleme, mit denen Patientinnen und Patienten in die Praxis von Dr. Korte kommen, sind andere als vor der Flut.

“Es gibt keine “einfachen” Patienten mehr, sagt er. Ein anderer Kollege meint, dass die Herausforderungen durch Covid-19 in der Praxis gegenüber den Problemen, die durch die Flutkatastrophe entstanden sind, Peanuts seien. Das ist in den betroffenen Gebieten momentan die Realität. Weiterhin ist Unterstützung sehr gefragt, egal, in welcher Form. Denn ein großer Wunsch der Betroffenen ist: Vergesst uns nicht, denn wir werden noch lange keine Normalität haben.

Es grüßt Sie Ihre

Dr. Monika von Berg

Chefredakteurin “Der Hausarzt”

Quelle: https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/flut-in-ahrweiler-so-gross-ist-der-schaden-104.html

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