Forschungspraxennetz Allgemeinmedizin Dresden/Frankfurt am Main – SaxoForN
Ziel des sächsisch-hessischen Forschungspraxennetzes SaxoForN ist es, 250 allgemeinmedizinische Forschungspraxen zu rekrutieren, zu qualifizieren und zu akkreditieren. Diesen Prozess durchlaufen Hausärzte und MFA als Praxisteam gemeinsam.
SaxoForN bezweckt, Forschung aus der Praxis für die Praxis zu fördern und zu gestalten. Das hausärztliche Versorgungssetting mit breit aufgestelltem Patientenspektrum soll dabei im Mittelpunkt aller Forschungsprojekte stehen. Um dies zu erreichen, hat SaxoForN einen methodischen Schwerpunkt auf einen partizipativen Forschungsansatz gelegt.
In Innovationsworkshops entwickeln Hausärzte, MFA und Patienten gemeinsam mit Wissenschaftlern neue Forschungsideen und -projekte. Der Praxenbeirat berät Wissenschaftler zur Praxistauglichkeit von Forschungsprojekten, ebenso wie der Patientenbeirat. Die an jedem Standort zweimal jährlich stattfindenden Forschungspraxentreffen dienen dem Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis zu neuen Forschungsprojekten und Projektergebnissen.
Erste Erfahrungen mit partizipativen Methoden haben wir bereits in unserem Pilotprojekt HYPERION-TransCare gesammelt. In Workshops haben Patienten, Hausärzte und MFA gemeinsam mit anderen Versorgern eine Intervention zum intersektoralen Medikamentenmanagement an der Schnittstelle Klinik-Hausarztpraxis entwickelt, die nun in einer Pilotstudie getestet wird.
Mitmachen
Haben Sie Lust, als Hausarztpraxis bei SaxoForN mitzumachen? Dann schauen Sie auf unsere Website www.saxoforn.net oder schreiben Sie uns direkt an: saxon@ukdd.de (Raum Dresden und Sachsen) oder forn@allgemeinmedizin.uni-frankfurt.de (Raum Frankfurt und Südhessen).
Cooles Wissen zur Impfstofflagerung
Impfstoffe sind empfindlich gegenüber zu warmen und zu kalten Temperaturen. Eine sichere Lagerung setzt daher Wissen um korrekte Lagertemperaturen, Messverfahren und geeignete Kühlschränke voraus. Eine Studie hatte bei 68 Prozent von 75 untersuchten Kühlschränken in deutschen Hausarztpraxen Temperaturen außerhalb des empfohlenen Bereichs festgestellt.
Das Institut für Hausarztmedizin der Uni Bonn hat daher eine Online-Fortbildung konzipiert, die das notwendige Wissen vermitteln soll. Diese wurde in 25 Lehrpraxen der Universität Duisburg-Essen erprobt, 44 MFA und 16 Ärztinnen und Ärzte nahmen teil.
Vor der Fortbildung beantworteten sie von elf Fragen zur Impfstofflagerung im Durchschnitt die Hälfte richtig – vergleichbar mit Studien in anderen Ländern, die ebenso relevante Wissenslücken zeigten. Nach der 45-minütigen Fortbildung kannten sie die Antworten auf durchschnittlich 9,8 von elf Fragen, dabei beantwortete jeder mindestens acht Fragen richtig. Die Studienteilnahme war 168 hausärztlichen Praxen angeboten worden; die geringe Teilnahmerate lässt sich am ehesten durch die hohe Arbeitsbelastung in den Praxen erklären.
Fazit: Eine kurze und aktuell kostenlos verfügbare Online-Fortbildung bessert das Wissen zu einer korrekten Impfstofflagerung deutlich. Für Praxispersonal ist die Fortbildung zugänglich unter: https://keepcool.ukbonn.de
Thielmann A, Puth MT, Weltermann B: Improving knowledge on vaccine storage management in general practices: Learning effectiveness of an online-based program. Vaccine 38 (2020): 7551–7557. doi: 10.1016/j.vaccine.2020.09.049
Machen E-Mail-Sprechstunden Sinn?
In Dänemark sind hausärztliche Praxen seit 2009 verpflichtet, E-Mail-Konsultationen anzubieten. Verschiedene Softwareangebote stellen den Datenschutz und die Integration der E-Mails in die Praxissoftware sicher und bieten eine App für Patientinnen und Patienten. Eine E-Mail Konsultation wird mit umgerechnet circa sechs Euro vergütet.
Vorgesehen ist die Beantwortung eines einzelnen, nicht dringlichen Problems, das keine Rückfragen erfordert. 2019 wurden 21 Prozent aller Konsultationen in Dänemark per Mail durchgeführt. 23 Hausärzte und 30 Patienten wurden in semistrukturierten Interviews dazu befragt, wie sie den E-Mail-Kontakt wahrnahmen.
Die Patienten begrüßten den erleichterten Zugang und berichteten, dass weniger Sorge bestehe, zu „stören“, da E-Mails auch später beantwortet werden können. Den Vorteil der flexiblen Bearbeitung nannten auch die Ärzte. Positiv fanden sie es auch, dass vulnerable Menschen, die ungern in die Sprechstunde kommen (zum Beispiel Menschen mit Autismus), besser angebunden sind.
Weitere Pluspunkte der E-Mail-Kommunikation sahen beide Gruppen darin, dass in emotional belastenden Situationen ein rascher Kontakt möglich ist – auch wenn die Ärzte später antworten – und dass das schriftliche Format dazu zwingt, Anliegen zusammenzufassen und zu präzisieren.
Patienten beschrieben, dass sie sich durch die Kontaktmöglichkeit sicherer fühlen. Als Nachteil nannten die Ärzte den erhöhten Aufwand, weil zum einen durch den niedrigschwelligen Kontakt sehr viele E-Mails in den Praxen eintreffen und sie zum anderen circa ein Drittel der Anliegen nicht direkt lösen können, sodass ein weiterer Kontakt in der regulären Sprechstunde erfolgen muss.
Fazit: Eine niedrigschwellige und in die Versorgung integrierte E-Mail-Kontaktmöglichkeit bietet aus Sicht von Ärzten und Patienten Vorteile, scheint jedoch mit einem nicht zu unterschätzenden zusätzlichen hausärztlichen Arbeitsaufwand einherzugehen.
Assing Hvidt E, Grønning A, Nisbeth Brøgger M, Møller JE, Fage-Butler A: Multilevel structures and human agency in relation to email consultations: A strong structuration theory analysis of the Danish general practice setting. Social Science & Medicine 282 (2021): 114155. Grønning A, Assing Hvidt E, Nisbeth Brøgger M et al. How do patients and general practitioners in Denmark perceive the communicative advantages and disadvantages of access via email consultations? A media-theoretical qualitative study. BMJ Open 2020; 10: e039442.
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