© Privat Screenshot von A. Blank, Hausarzt
Unter dem Instagram- Namen @hausarzt_praxis_blank und dem Facebook-Auftritt “Hausarztpraxis A. Blank” finden Abonnenten schließlich Neuigkeiten zur Corona-Impfung, sie lernen das Praxispersonal kennen oder werden über Urlaubszeiten und Sprechstundenänderungen informiert.
Mal wünscht das Praxisteam auch einfach frohe Feiertage. “Für uns ist das eine unkomplizierte Art, positive Aufmerksamkeit zu bekommen”, sagt Hausarzt Alfred Johann Blank. “Wir erreichen in kurzer Zeit wesentlich mehr Menschen als allein über die Praxis und bleiben im Gespräch.”
Ein Social-Media-Auftritt für Hausärztinnen und Hausärzte ist derzeit eher die Ausnahme denn die Regel. Keine 60 Profile sind mit der Stichwortsuche “Hausarzt” auf Instagram zu finden, um die 30 mit “Allgemeinmedizin”. Rege genutzt wird die Präsenz nicht zwingend, bei vielen vor Monaten eröffneten Profilen liegt die Anzahl der Posts bei unter 20.
Der Hashtag #hausarzt verzeichnete im Juli 10.800 Beiträge, #hausarztpraxis nur 2.300 Beiträge. Möglicherweise, weil sich Social Media nicht lohnt?
Richtige Frequenz ist entscheidend
Doch, sagen Luisa und Alfred Johann Blank. “Instagram und Facebook ermöglichen uns eine neue Art der Patientenbindung und Kommunikation.” 413 Abonnenten hat @hausarzt_praxis_blank in gut einem Jahr auf Instagram gewonnen, mindestens zwei Mal im Monat gibt es einen neuen Post – je nachdem, wie viel Zeit Luisa Blank investieren kann und ob aktuelle Themen anstehen.
Nicht alle Abonnenten seien Patienten oder Kollegen, sagt Luisa Blank. Instagram biete eine zusätzliche, schnelle und direkte Möglichkeit der Kommunikation mit den Abonnenten.
Tipp: Ein Social-Media-Auftritt macht vor allem Sinn, wenn in regelmäßigen Abständen gepostet wird. Ideal ist ein täglicher Wechsel von Posts mit Stories, empfiehlt Tim Gerkum von der Agentur dermarketing_uhu aus Bornheim.
“Wichtiger als Quantität ist aber Qualität, also lieber in größerem Abstand einen hochwertigen Post veröffentlichen als häufig einen schlechten Muster-Post.” Täglich zu posten ist seiner Ansicht nach nicht sinnvoll. “Dann schmeißt einen der Algorithmus raus.”
5 Tipps für den Social-Media-Auftritt der eigenen Praxis
Ein Social-Media-Auftritt kostet Zeit. Eine grundsätzliche Frage lautet daher: Möchte ich mich selber um die Posts kümmern, dies als Aufgabe im Team delegieren oder beauftrage ich einen externen Partner? Hier sind Zeit und Kosten gegenüberzustellen.
Es sollte regelmäßig, aber nicht zu häufig gepostet werden. Wichtig ist dabei auch die Qualität der Beiträge: lieber seltener einen hochwertigen Post als täglich einen Muster-Post.
Neben klassischen Posts generieren auch Videos und Kurzvideos Aufmerksamkeit.
Idealerweise werden neben sachlichen Informationen auch persönliche Beiträge geteilt. Dafür eignen sich Videobotschaften oder Fotos des Teams.
Die Verknüpfung der Auftritte auf verschiedenen Plattformen, beispielsweise Facebook und Instagram, ist ratsam. Hierfür gibt es Software-Tools, die unterstützen und den Post automatisch mit einem Klick bei mehreren, zuvor eingerichteten Plattformen veröffentlichen.
Patientenkommunikation statt Marketing
Die Praxis Blank hat ihren Auftritt in den sozialen Medien mit dem Relaunch der Website vor gut einem Jahr gestartet. Man habe sich digitaler aufstellen wollen, sagt Luisa Blank. Die verstärkte Online-Präsenz war ihre Idee. Ihr Vater sei zunächst zurückhaltend gewesen, mittlerweile aber ist er überzeugt: “Wir haben Spaß an der Kommunikation mit unseren Patienten auf unterschiedlichen Ebenen.”
Als Marketinginstrument nutzt die Hausarztpraxis im Ammerland den Social-Media-Auftritt hingegen nicht. Hausarzt Blank führt eine große Einzelpraxis; neue Patienten wolle er über Instagram und Facebook sicher nicht gewinnen, sagt er.
Tipp: Die Verknüpfung der Auftritte bei Facebook und Instagram ist ratsam. Mit einem Post werden so unterschiedliche Leserschichten erreicht, auch wenn nicht täglich eine Interaktion stattfindet.
Kooperation mit Patienten möglich
Auch Hausarzt Petros Tsompanis aus Köln nutzt Social Media nicht zur Patientenakquise. “Ich hatte schon länger überlegt, ob ich dort aktiv werden soll”, berichtet der 44-Jährige. Ihm ging es um Sichtbarkeit, neue Kommunikation, den Wunsch “up to date” sein. “Bei einem Seminar sprach mich mit Tim Gerkum der Inhaber einer Marketing-Agentur an, ob ich Interesse an einem professionellen Auftritt in den Sozialen Medien hätte.”
Tipp: Hochwertige Beiträge als Anzeige zu schalten und mit reichweitenstarken Accounts zusammenzuarbeiten erhöht die Reichweite. “Jeder Hausarzt hat sicher Patienten mit großen Social-Media-Accounts”, sagt Tim Gerkum.
“Eine Zusammenarbeit ist nicht aufwändig und bringt größere Reichweite.” Die Interaktion mit anderen Kanälen sei genauso wichtig wie das Posten eigener Beiträge und Stories. Neben klassischen Posts generierten auch Videos und sogenannte Reels, also Kurzvideos, Aufmerksamkeit.
“Outsourcen” als eine Option
Anders als die Hausarztpraxis Blank hat Petros Tsompanis das Management seines Social-Media-Auftritts komplett extern vergeben. Er habe keine Zeit, einen professionellen Auftritt selbst zu gestalten, sagt der Hausarzt. Was nicht heißt, dass die Posts nicht mit ihm abgestimmt und von ihm freigegeben werden.
325 Beiträge sind seit dem Start im März 2020 auf @allgemeinmedizin_docpt eingestellt, alle zwei Tage erscheint im Schnitt ein neuer Post. Fast 1.100 Abonnenten lesen aktuell mit, liken und kommentieren.
In jedem zweiten Post geht es um medizinische Themen. Corona spielt aktuell die größte Rolle. Gepostet werden Informationen über Impfungen zu Corona und Grippe, zur Delta-Variante, aktuellen STIKO-Empfehlungen, Fakten aus der Ernährungsmedizin. Etwa jeder zweite Post beinhaltet alle Kontaktdaten der Praxis.
Tipp: Ein Social-Media-Auftritt sollte nicht nur sachliche Informationen beinhalten. Neben der Frequenz der Beiträge ist auch der persönliche Touch wichtig. Er erzeugt Authentizität. Dafür eignen sich Videobotschaften oder Fotos des Teams.
Die Themen setzen Agentur und Hausarzt in Absprache um. Petros Tsompanis liefert Hintergrundwissen, das Erstellen und Posten übernimmt die Agentur. “Ich habe damit sehr wenig Arbeit”, sagt der Hausarzt. 700 Euro kostet ihn die Dienstleistung im Monat.
Dafür bekommt er einen professionell designten Internetauftritt. Die Sichtbarkeit im Netz ist Petros Tsompanis das Wert. Regelmäßig werde er von Patienten auf @allgemeinmedizin_docpt angesprochen, sagt er, und keineswegs nur von Teenagern und Twenties. Er erreiche mit Social Media Patientinnen und Patienten quer durch alle Altersschichten.
Fundierte medizinische Informationen zu liefern werde immer wichtiger, sagt auch Medizinstudentin Luisa Blank. “Die Menschen informieren sich ohnehin im Internet. Auf unserem Instagram-Kanal können sie sicher sein, dass die Fakten stimmen.”
Fazit
Bislang haben nur wenige Praxen einen eigenen Social-Media- Auftritt. Für Hausärzte, die Freude am Digitalen und an neuen Wegen der Patientenkom- munikation haben, kann sich die Präsenz jedoch lohnen.
Ziel ist häufiger die Vermittlung von medizinischen Fakten oder Infos zu Urlaubszeiten denn die Gewinnung neuer Patienten.
Eine Internetpräsenz kostet Zeit und mitunter Geld, dies gilt es im Vorfeld abzuwägen.