Während der Coronavirus-Pandemie wurden viele Tumoroperationen, aber auch Bestrahlungen und systemische Krebstherapien verschoben. Eine riskante Strategie, wie eine internationale Datenanalyse belegt.
In dem systematischen Review mit Metaanalyse ging es um sieben wichtige Krebsarten (Blase, Brust, Kolon, Rektum, Lunge, Zervix, Kopf-Hals) und drei Behandlungsmodalitäten (chirurgische, systemische oder Strahlentherapie).
Ausgewertet wurden 34 Studien mit mehr als 1,27 Millionen Patienten. Generell ging ein um vier Wochen verzögerter Therapiebeginn mit signifikant höherer Mortalität einher. Konkret stieg mit jedem vierwöchigen Aufschub von Tumoroperationen das Sterberisiko um sechs bis acht Prozent.
Bei manchen Bestrahlungs- und systemischen Therapieindikationen wirkte sich ein derartiger Zeitverzug noch ungünstiger auf die Mortalität aus: plus neun Prozent bei der radikalen Radiotherapie von Kopf-Hals-Karzinomen, 23 Prozent bei der adjuvanten Strahlentherapie des Zervixkarzinoms, 13 Prozent bei der adjuvanten Chemotherapie kolorektaler Karzinome, 24 Prozent bei der neoadjuvanten systemischen Therapie des Blasenkarzinoms oder 28 Prozent bei der neoadjuvanten systemischen Brustkrebstherapie.
Den Studienautoren zufolge sind Verzögerungen in der Krebstherapie weltweit ein Problem – mit immensen Folgen, die sich jetzt genauer quantifizieren lassen. Schon ein Zeitverlust von vier Wochen geht mit einer Zunahme der Mortalität einher; wenn es noch länger dauert, sinken die Überlebenschancen weiter.
Beispiel Brustkrebs: Bei acht Wochen Aufschub der Operation stieg das Sterberisiko um 17 Prozent, bei zwölf Wochen um 26 Prozent. Grund genug, hier entschieden gegenzusteuern und unnötige Verzögerungen zu vermeiden.
Quelle: DOI: 10.1136/bmj.m4087