Die Bundestagswahl steht an und spaßeshalber habe ich mir noch einmal den zähen Weg von der letzten Wahl bis zur Kabinettsvereidigung in Erinnerung gerufen. Der daraus resultierende Koalitionsvertrag hatte uns durchaus hoffnungsfroh gestimmt:
Die bessere Vergütung der hausärztlichen Versorgung wie auch der “sprechenden Medizin” wurde explizit darin festgehalten. Zudem sollte die Umsetzung des Masterplan Medizinstudium 2020 “zur besseren flächendeckenden hausärztlichen Versorgung” eng begleitet werden.
Dreieinhalb Jahre später muss sich die Regierung der Frage stellen: Was wurde umgesetzt? Eine bessere Vergütung unserer Arbeit? Sicherlich nicht. Auch wichtige Reformen aus dem Masterplan hängen noch immer in der Luft und gefährden so die zukünftige Sicherstellung unserer Arbeit und damit die Patientenversorgung!
Manch ein Politiker würde nun rasch argumentieren, dass ja die Pandemie dazwischenkam. Ich würde dagegenhalten, dass durchaus Themen priorisiert und konkret angegangen wurden: Einige Digitalisierungsvorhaben sind zwar ziemliche Lachnummern, werden aber durchgepeitscht – notfalls mittels Sanktionen gegen uns. Ob uns eine ePA und Co viel helfen, wenn die Gesundheitsversorgung auf dem Land wegfällt?
Natürlich blickt man mit diesem Wissen auf die aktuellen Wahlprogramme: Vielleicht heißt es ja gar nichts, dass die hausärztliche Versorgung darin kaum Erwähnung findet – schließlich folgt aus einer Nennung auch nicht immer etwas.
Verwunderlich ist es aber schon, wenn man bedenkt, dass wir die vergangenen Monate im Wesentlichen daran beteiligt waren, das Gesundheitssystem am Laufen zu halten und der Pandemie mittels Massenimpfung ein Ende zu bereiten!
Mit kollegialen Grüßen
Ulrich Weigeldt
Bundesvorsitzender Deutscher Hausärzteverband e. V.