Gendern ist in aller Munde. Eine einheitliche Lösung für den Sprachgebrauch gibt es noch nicht. Und genauso ist es in der Medizin. Manche von Ihnen werden sich fragen, ob wir auch hier diese leidige Debatte führen müssen. Darauf hat Dr. Johanna Bobardt, Vize-Sprecherin des Forums Weiterbildung im Deutschen Hausärzteverband, eine eindeutige Antwort: Ja, wir müssen (siehe KHK Chancengleichheit statt Gleichbehandlung)!
Es ist seit Langem bekannt, dass Frauen beispielsweise anders auf Medikamente reagieren als Männer. Und wird dieses Wissen in der Praxis angewandt? Oft nicht. In ihrem Beitrag zum Thema KHK zeigt Prof. Margarethe Hochleitner eindrücklich, dass Frauen in der Behandlung der KHK gegenüber Männern benachteiligt sind.
Ein Herzinfarkt wird oft als “Managerkrankheit” bezeichnet und obwohl in Europa seit Jahren mehr Frauen als Männer an Herztod sterben, wurden Diagnostik und Therapie darauf bislang nicht angepasst.
Es fängt schon damit an, dass die Symptome eines sich anbahnenden Herzinfarkts bei Frauen anders sein können als bei Männern. Darauf werden die Frauen aber oft nicht hingewiesen.
Um diese Situation zu verbessern, gibt Dr. Johanna Bobardt den Rat, zunächst erst einmal anzuerkennen, dass Gender Bias in der Medizin ein reales Problem ist – für Frauen UND für Männer. Als nächsten Schritt könnte dann der Genderaspekt in die Leitlinien Eingang finden, damit insbesondere Hausärztinnen und Hausärzte in der Praxis wissen, worauf sie achten müssen.
Das meint Ihre
Dr. Monika von Berg
Chefredakteurin “Der Hausarzt”