Werden Pflegebedürftige von einer – meist ausländischen – Hilfskraft in den eigenen vier Wänden betreut, nehmen Hausärztinnen und Hausärzte oft eine zwar undefinierte, aber wichtige Aufgabe ein. Denn sie sind eine zentrale Beratungsinstanz für die Familie, weiß Claudia Menebröcker, Referentin für Altenhilfe beim Caritasverband. Für das Gespräch gibt sie drei Tipps (s. unten).
Die Angehörigen sind nach wie vor Deutschlands größter Pflegedienst. Von den insgesamt 4,13 Millionen Pflegebedürftigen wurden laut statistischem Bundesamt Ende 2019 rund 3,3 Millionen zuhause versorgt.
Rolle des Hausarztes unklar
Bei etwa einem Zehntel von ihnen lebt eine ausländische Hilfskraft im Haushalt und übernimmt die sogenannte Rundumbetreuung. “Laut Schätzungen sind in Deutschland etwa 300.000 Betreuungskräfte tätig, um Pflegebedürftige in ihrem eigenen Zuhause versorgen”, sagt Menebröker. Die vorwiegend aus Osteuropa stammenden Frauen hätten in der Regel keine pflegerische Ausbildung.
Die bislang undefinierte Rolle des Hausarztes in diesem Team-Konstrukt hätte mit der anstehenden Pflegereform konkretisiert werden können. Diese war für Juli 2021 geplant, gilt unter Experten – auch mit Blick auf die im September endende Legislaturperiode – jedoch als gescheitert. Ein Referentenentwurf stand bei Redaktionsschluss aus.
Frederic Seebohm, Geschäftsführer des Bundesverbands für häusliche Betreuung und Pflege (vhbp), ist enttäuscht: “Der Arbeitsentwurf sah vor, die ergänzende häusliche Betreuung für den Pflegebedürftigen als notwendig festzuschreiben. Das hätte die Tabuisierung beendet und wäre ein Fortschritt gewesen.”
Änderungen fallen wohl eher klein aus
Die Reform wäre in seinen Augen die Grundlage dafür gewesen, “dass der Hausarzt eine Führungsrolle einnehmen kann und die Betreuungskräfte sowie den ambulanten Pflegedienst wie ein Team zusammenführt”.
Ob mit oder ohne Reform – Caritas- Referentin Menebröcker geht von kleineren Veränderungen aus. Dass der Hausarzt selbst als “Case Manager” einsteigt, hält sie eher für unwahrscheinlich.