Biologische Pflaster: Erste vielversprechende Schritte
Kleinere Verletzungen heilt der Körper vereinfacht gesagt, indem er Fibrinogen in Fibrin umwandelt und daraus ein dreidimensionales Nanofaser-Gerüst bildet, das die Wundheilung unterstützt. Diesen grundlegenden Mechanismus nahm sich ein Forscherteam an der Bremer Universität zum Vorbild, um ein “Biopflaster” aus Fibrinogen zu entwickeln.
Die ersten Schritte sind bereits gelungen: In einem Prozess, den die Biophysikerin Prof. Dorothea Brüggemann als “Salz-induzierte Selbstorganisation” bezeichnete, konnte das Team aus einer Salzlösung, Fibrinogen und einem “gezielten Trocknungsschritt” dreidimensionale Nanofaser-Netzwerke herstellen. Es folgten Versuche zur Biokompatibilität der Nanofaser-Gerüste.
Dabei zeigte sich, dass deren Morphologie auch im feuchten Zustand erhalten bleibt, feuchte Nanofaser-Gerüste sehr elastisch und reißfest sind und Fibroblasten gut darauf wachsen können. Interessanterweise vermehrten sich Bakterien wie E. coli auf den Nanofaser-Gerüsten weniger gut und können diese auch kaum durchdringen.
Noch ist der Ansatz in der Grundlagenforschung angesiedelt, falls sich die Forschung jedoch weiterhin positiv entwickelt, könnte das Biopflaster in ein paar Jahren Realität werden. Vorstellbar ist dann z.B. ein passgenaues, mit Zellen vorbesiedeltes Gerüst, das aus dem Blut der Betroffenen hergestellt wird.
Prof. Dorothea Brüggemann, Bremen
Bakteriophagen: Ein Ausweg bei chronischen Wunden
Besiedeln multiresistente Bakterien eine Wunde, ist guter Rat oft teuer. Hier stellen Bakteriophagen ein Reservemittel dar, das in besonderen Fällen als supportive Maßnahme eingesetzt werden kann. Bakteriophagen sind Viren, die spezifisch die Stämme bestimmter Bakterienarten erkennen und abtöten.
Die Herstellung der Bakteriophagen ist allerdings mit 2 bis 3 Wochen zeitaufwändig und nicht immer erfolgreich. Gelohnt hat sich der Aufwand für zwei Patienten der Medizinischen Hochschule Hannover, bei denen multiresistente Pseudomonas aeruginosa den (operativen) Wundverschluss verhinderten.
Dr. Alperen S. Bingöl, Hannover
Bei Mangelernährung hilft die beste Wundauflage nicht
Wenn die Wunde so gar nicht heilt, stellt sich die Frage, ob eine Mangelernährung vorliegt. Besonders häufig betrifft die Mangelernährung ältere Menschen – Studien zufolge leiden daran sogar bis zu 80 Prozent der älteren, multimorbiden Patienten. Hinweise auf eine Mangelernährung ergeben sich oft schon in der Anamnese, wenn von ungewolltem Gewichtsverlust berichtet wird, ein BMI von < 20 vorliegt oder bei der körperlichen Untersuchung sehr dünne Arme und Beine auffallen.
Ein für die Hausarztpraxis geeigneter Fragebogen ist der ‚Malnutrition Universal Screening Tool‘ (MUST).
Die Folgen der Mangelernährung reichen von erhöhtem Sturzrisiko über neurologische und kognitive Störungen bis hin zu erhöhter Mortalität. Außerdem ist die Wundheilung bei Mangelernährung deutlich beeinträchtigt. Anders gesagt ist eine optimale Wundheilung nur unter optimalen Ernährungsbedingungen möglich.
Das therapeutische Vorgehen bei Mangelernährung richtet sich nach einem Stufenkonzept mit fünf Stufen. Dabei ist zu bedenken, dass Wundheilungsprozesse mit einem zusätzlichen Bedarf an Nährstoffen einhergehen. So haben Patienten mit Wunden oder Dekubitus einen täglichen Gesamtenergiebedarf von ca. 30-35 kcal/kg Körpergewicht. Zum Vergleich: Bei Gesunden liegt der Bedarf bei etwa 24 kcal/kg Körpergewicht.
Essenziell ist eine ausreichende Versorgung mit Mikronährstoffen, Eiweiß und Vitaminen sowie eine erhöhte Flüssigkeitsmenge bei nässenden Wunden. Für eine Zusatzernährung eignen sich beispielsweise bilanzierte Trinksupplemente. Um den Verlauf des Ernährungszustandes im Blick zu behalten, sollten die Patienten (oder ihre Betreuer) die tägliche Nahrungsaufnahme protokollieren.
Dr. Mirja Katrin Modreker, Otterndorf
Hand-Verbrennungen gehören in ein Zentrum
Verbrennungen an der Hand sehen auf den ersten Blick nicht unbedingt dramatisch aus. Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass Verbrennungen an den Händen eine Indikation für eine stationäre Behandlung in einem Zentrum für Brandverletzte darstellen. Denn die Tiefe der Brandwunde ist oft nicht gut abschätzbar. Zudem ist spezielles Expertenwissen erforderlich, um die komplexe Funktionalität der Hand zu erhalten.
Prof. Bert Reichert, Nürnberg
Biochirurgisches Debridement mit Fliegenlarven
Diese Methode wandten schon die Mayas an und auch heute erfüllt sie noch ihren Zweck. Nekrotische oder fibrinöse Beläge lassen sich mit Hilfe steril gezüchteter Fliegenlarven entfernen. Die Larven lösen die Beläge durch ihre Speichelsekrete, welchen auch eine antimikrobielle Wirkung zugeschrieben wird. Von Nachteil ist, dass die Behandlung nur im stationären Bereich erstattet wird.
Cornelia Erfurt-Berge, Erlangen