Welche Indikationen sprechen aus Ihrer Erfahrung für CSII?
Medizinisch ist eine CSII sinnvoll, wenn der Patient mit einer ICT – also einer intensivierten konventionellen Insulintherapie – über einen längeren Zeitraum keine stabile Diabeteseinstellung erreichen konnte. Mögliche Indikationen können auch unerklärlich schwankende Werte, häufig wiederkehrende nächtliche Hypoglykämien oder in vielen Fällen auch das Dawn-Phänomen sein.
Außerdem spielt der Lebensstil eine Rolle: Wer beispielsweise als Schichtarbeiter einen unregelmäßigen Lebensrhythmus hat, dazu auch noch unter körperlicher Belastung oder schwierigen hygienischen Bedingungen arbeitet, ist für einen Wechsel vom Pen zur Pumpe prädestiniert. Darüber hinaus kommen aber auch Patienten mit ausgeprägten Symptomen durch Diabetes-Spätfolgen in Frage.
Wenn nicht mindestens eine dieser Voraussetzungen vorliegt, rate ich von einer Insulinpumpe ab. Eine strenge Kontraindikation liegt für mich hingegen vor, wenn der Patient unter psychischen Krankheiten wie zum Beispiel Schizophrenie oder auch Essstörungen leidet – hier besteht die Gefahr von Missbrauch.
Abgesehen von der Indikation – welche Rolle spielt die Persönlichkeit des Patienten?
Oft fragen mich Patienten: Ist eine Insulinpumpe das Richtige für mich? Ich sehe mir dann neben medizinischen Indikationen auch den Schulungszustand und die Adhärenz an. Der Patient sollte die ICT kennen – also mit den Grundlagen des Diabetesmanagements vertraut und in der Lage sein, mindestens viermal täglich den Blutzucker zu messen und die Insulindosis selbstständig anzupassen.
Dies gehört gleichzeitig auch zu den Voraussetzungen für die Genehmigung durch die Krankenkasse. Wichtig ist, dass sich der Patient aktiv mit seinem Diabetes auseinandersetzen kann – und will. Denn eine Insulinpumpe ersetzt nicht das Denken. Wer eine Insulinpumpe möchte, muss auch bereit sein, sich schulen zu lassen.
Dabei lernt man nicht nur Einstellung und Bedienung, sondern auch mögliche Risiken wie eine Ketoazidose zu erkennen.