In der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III am Universitätsklinikum Ulm hat sich die Zahl der Patienten mit Cannabis-induzierter Psychose zwischen 2011 und 2019 vervielfacht: von sieben Patienten in 2011 auf 59 Patienten in 2019.
Das ergab eine Einzelzentrum-Analyse (DOI: 10.1097/JCP.0000000000001278). Die meisten Fälle betrafen demnach junge Männer. Für andere substanzinduzierte oder endogene Psychosen war im Untersuchungszeitraum keine Zunahme zu verzeichnen, auch die psychiatrischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen insgesamt wurden nicht mehr.
Zwar ist noch unklar, ob es sich um eine lokale Entwicklung oder einen allgemeinen Trend handelt, den Ulmer Wissenschaftlern zufolge spricht jedoch alles für Letzteres. Eine mögliche Ursache sei der hohe Tetrahydrocannabinol (THC)-Wert von hochpotenten Neuzüchtungen und synthetischen Cannabisprodukten.
Auch würden viele hochgezüchtete Cannabissorten, die für den Freizeitkonsum angeboten werden, nur sehr wenig Cannabidiol (CBD) enthalten – nicht nur ein hoher THC-Wert, sondern vor allem das Missverhältnis zwischen viel THC und wenig CBD erhöhe das Risiko für Cannabis-Psychosen.
Ein weiterer Grund könne die seit 2017 geltende gesetzliche Zulassung von medizinischem Cannabis sein. Diese habe möglicherweise zur Folge, dass die gefährlichen Nebenwirkungen vor allem von illegal erworbenen Cannabisprodukten unterschätzt werden.