Berlin. Weil in den vergangenen Wochen immer wieder große Ausbrüche von Covid-19-Fällen in Alten- und Pflegeheimen zu beobachten waren, lenken sowohl der Deutsche Hausärzteverband als auch der Bremer Hausärzteverband den Blick aktuell auf den Schutz von Risikogruppen. Entsprechend sollte auch mit den Impfungen zuerst in Heimen begonnen werden, betonen die beiden unisono.
Bundesvorsitzender Ulrich Weigeldt forderte am Dienstag (15.12.) eine Präzisierung des Konzepts zur Impfpriorisierung der Ständigen Impfkommission (STIKO): “Wir fordern, dass – solange der Impfstoff in nur geringen Mengen vorhanden sein wird – zunächst die Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Mitarbeitenden in den Alten- und Pflegeheimen geimpft werden sollen. Letzteres muss auch das nicht-medizinische Personal, wie etwa Reinigungskräfte und Küchenmitarbeitende, einschließen.” Die weitere Priorisierung müsse dann nach klaren, transparent kommunizierten Kriterien erfolgen.
Voraussichtlich am Mittwoch (16.12.) wird die STIKO ihre finalisierte Empfehlung zur Corona-Impfung veröffentlichen, wie am Vortag Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Prof. Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Insituts (RKI), vor Journalisten in Aussicht stellten. Dabei wird es sich explizit um eine “lebendige” Empfehlung halten, die mit dem Vorhandensein von mehr Vakzinen “wachsen” wird.
Schutz statt Abschottung
Priorität sieht Hausärzte-Chef Weigeldt zunächst bei den Hochbetagten. „Der Schutz der Gesamtbevölkerung ist wichtig und notwendig. Dabei darf allerdings unter keinen Umständen der Fokus auf die besonders vulnerablen Gruppen verloren gehen!“, erklärt er aktuell. „Es wäre längst an der Zeit gewesen, den Blick vorrangig auf die Alten- und Pflegeheime zu richten und einen Großteil der Energie in deren Schutz zu investieren.“
Aus dem „massiven Ausbruchsgeschehen“ in Alten- und Pflegeheimen müssten jetzt sehr schnell die richtigen Konsequenzen gezogen werden, um die Bewohnerinnen und Bewohner bestmöglich zu schützen. Dazu zählt Weigeldt beispielsweise
- regelmäßige Tests
- FFP2-Masken und
- ausreichend geschultes Personal.
Eine Abschottung wie im Frühjahr sollte dagegen – insbesondere vor dem Hintergrund der psychischen Verfassung der betreuten Personen – außer im Falle von Quarantänemaßnahmen möglichst vermieden werden.
“Ü80” ist größtes Risiko
Auch der Bremer Hausärzteverband riet am Dienstag (14.12.) dringend dazu, den Lockdown zur Planung und Umsetzung von Maßnahmen zu nutzen, die Risikogruppen vor Infektionen schützen. „Wir wissen, dass über 80-Jährige – und damit sehr häufig Pflegeheimbewohner – die größte Risikogruppe darstellen“, so Dr. Hans-Michael Mühlenfeld, Vorsitzender des Bremer Hausärzteverbandes.
Hier müsse nun “endlich” auch in Bremen gezielt gehandelt werden. Neben den oben genannten Maßnahmen nennt Mühlenfeld beispielsweise für Senioren reservierte Einkaufszeiten oder separate Fahrdienste als weitere mögliche Schutzmaßnahme.