Berlin. Aufgrund des anfangs wohl nur sehr begrenzt zur Verfügung stehenden Impfstoffs gegen das Coronavirus sollen in Deutschland bestimmte Personengruppen bevorzugt geimpft werden. Erste Leitplanken dafür haben am Montag (9.11.) Deutscher Ethikrat, die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina und die am Robert Koch-Institut (RKI) angesiedelte Ständige Impfkommission (STIKO) als Auftrag der Bundesregierung festgelegt. Laut einem gemeinsamen, sechsseitigen Positionspapier sollen beispielsweise
- Ältere, vor allem bei Kontakt mit anderen Menschen, beispielsweise in Pflegeheimen
- Menschen mit Vorerkrankungen
- Mitarbeiter in Krankenhäusern und Pflegeheimen
- Menschen in „Schlüsselstellungen“ in der Gesellschaft und für die öffentliche Ordnung, etwa Mitarbeiter von Gesundheitsämtern und Sicherheitsbehörden, Polizisten, Feuerwehrleute, Lehrer und Erzieher
prioritär eine Vakzine erhalten, sobald diese verfügbar wird. Biontech und Pfizer wollen voraussichtlich ab der kommenden Woche die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragen, wie sie nur wenige Stunden nach Vorlage des Positionspapiers bekanntgaben.
„Die Priorisierung muss medizinischen, ethischen und rechtlichen Prinzipien folgen. Diese sind der Bevölkerung verständlich darzulegen, damit die Priorisierung als gerechtfertigt wahrgenommen werden kann“, heißt es in dem Positionspapier. Noch seien genaue Feststellungen zur Priorisierung aber nicht getroffen, also nicht alle bevorzugten Gruppen genau identifiziert, betonte Ethikrat-Vorsitzende Alena Buyx mit Vorlage des Papiers. Es fehlten noch Daten. Zu bedenken seien aber etwa auch Menschen, die etwa in Heimen für Obdachlose oder Asylbewerber sehr beengt untergebracht sind.
Buyx betonte dabei, auch Menschen ohne Versicherungsschutz hätten Anspruch auf Impfung. Zwischen privat und gesetzlich Versicherten solle nicht unterschieden werden.
Ärzte und Pflegekräfte “ganz vorn dran”
Bereits Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Sonntag (8.11.) in einem Video gesagt: “Ganz vorn dran sind natürlich Pflegekräfte, Ärzte und auch Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören. Das sind dann allerdings schon recht viele in unserem Land.”
Der Vorsitzende der Impfkommission, Thomas Mertens, erinnerte passend dazu, es mache angesichts des anfangs nur begrenzt verfügbaren Impfstoffs keinen Sinn, die zuerst berücksichtigten Gruppen so groß zu fassen, dass 40 Millionen Menschen berücksichtigt würden. Bis spätestens Ende des Jahres sollten die Empfehlungen konkreter sein. “Die Priorisierung muss von den Verantwortungsträgern der Politik festgesetzt werden auf Basis der Empfehlungen.” Buyx sprach sich für eine gesetzliche Grundlage aus, man sei in einer außergewöhnlichen Lage. Die letzte Priorisierung müssten diejenigen vor Ort treffen, “die die Spritze führen”, sagte Mertens.
Freiwillige für Impfzentren gesucht
Dies könnten durchaus Hausärztinnen und Hausärzte sein – jedoch zunächst nicht in den eigenen Praxen. Denn geimpft werden soll in den ersten Phasen in Zentren sowie durch mobile Impftrupps, wie das Bundesgesundheitsministerium bereits Ende Oktober definierte (s. Grafik).