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DermatologieHautsachen: News von der Fobi2020

Die 27. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie hatte sich "FORTSCHRITT durch FORTBILDUNG" zum Ziel gesetzt. Die FOBI2020 digital verband aber auch in dieser Form in altbewährter Weise Praxisnähe und wissenschaftlichen dermatologischen Fortschritt, wie auch die hier herausgegriffenen, für Hausärzte relevanten Themen zeigen.

Bei manchen COVID19-Patienten entwickeln an den Zehenspitzen rote, schmerzhafte Hautwölbungen.

Atopisches Ekzem: Schmieren 2.0

Eine europäische Task Force hat ihre Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie des atopischen Ekzems (AE) erneuert. Wie Erstautor Prof. Andreas Wollenberg von der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Universität München berichtete, hat sich unter anderem die Bedeutung der Emollienzien verändert: Eine Primärprophylaxe bei Patienten mit hohem AE-Risiko mit den Feuchtigkeitsspendern wird nun nicht mehr empfohlen. Als Basispflege haben Emollienzien aber weiter größte Bedeutung und werden zunehmend auch als Vehikel für zusätzliche aktive Substanzen wie anti-bakterielle Pflanzenextrakte oder bakterielle Lysate genutzt.

Die proaktive Therapie hat sich inzwischen weltweit durchgesetzt, berichtete Wollenberg. Darunter wird ein langfristiges Therapiekonzept verstanden, bei dem zu festgelegten Behandlungszeitpunkten unabhängig vom Auftreten von Symptomen an vormals befallenen Stellen eine niedrigdosierte Therapie mit topischen Kortikosteroiden oder topischen Calcineurininhibitoren erfolgt.

Wesentlich für den Therapieerfolg bei AE ist die Adhärenz. Die lässt sich zumindest teilweise von ärztlicher Seite beeinflussen, betonte Wollenberg: durch eine gute Aufklärung, eine einfache Behandlung, die möglichst wenig Kosten für den Patienten verursacht, gut erreichbare Therapieziele, eine regelmäßige Wiedervorstellung und die Zuhilfenahme neuer Medien.

Bei schwerer AE hat inzwischen der Antikörper Dupilimumab zu einem deutlich größeren Behandlungserfolg als bisher möglich geführt. Ein Drittel der schweren AE heilen darunter komplett ab. Eine noch größere Wirksamkeit hat die Kombination mit topischen Kortiko-steroiden. In Kürze wird Dupilimumab auch für Kinder ab sechs Jahren zugelassen werden, kündigte Wollenberg an.

COVID-19-Entwarnung bei Schuppenflechte

Nach dem internationalen Register PsoProtect benötigten Schuppenflechte-Patienten mit symptomatischer SARS-Cov-2-Infektion nur in etwa einem Viertel der Fälle eine stationäre Behandlung und drei Prozent verstarben, berichtete Prof. Jörg C. Prinz von der Klinik für Dermatologie und Allergologie der LMU-München. Damit gibt es nicht mehr schwere Verläufe als in der symptomatischen, infizierten Allgemeinbevölkerung. Wie dort auch erhöhen Komorbiditäten und höheres Alter das Risiko für einen schweren Verlauf.

Die Therapie mit konventionellen systemischen, gezielten und biologischen krankheitsmodifizierenden Medikamenten erhöht das Risiko für einen schweren Verlauf nicht und bei Therapie mit einem hemmenden Antikörper des Zytokins Tumornekrosefaktor alfa war das Risiko für schwere Verläufe im Register sogar verringert. Patienten mit Psoriasisarthritis haben nach einem rheumatologischen COVID-19-Register das geringste Risiko aller rheumatologischen Erkrankungen für einen schweren Verlauf.

Möglicherweise schützt eine genetische Prädisposition für Psoriasis vor schweren COVID-19-Verläufen, erklärte Prinz.Ein Kandidat ist die Endoplasmatische-Retikulum-Peptidase 1 (ERAP1), die Peptide verkürzt, damit sie in die Peptidbindungsgrube der HLA-Moleküle passen und als Antigene präsentiert werden können. Die Variante ERAP1-Hap2 ist besonders effizient in der Generierung von antigenen Peptiden durch HLA-Klasse I-Molekülen und bei Psoriasis besonders aktiv. Das verstärkt die pathogene psoriatische Autoimmun-antwort, aber möglicherweise auch die Immunantwort gegen die Coronaviren, erklärte Prinz.

Neue Achtsamkeit

Aufgrund der immunonkologischen Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren werden Ärzte heute mit ganz neuen Nebenwirkungen der Melanomtherapie konfrontiert. Die immunvermittelten Nebenwirkungen können praktisch an jedem Organsystem auftreten und auch tödliche Folgen haben, wenn sie nicht rasch erkannt und behandelt werden. Deshalb sollten alle unter einer solchen Therapie neu auftretenden Symptome ernst genommen und abgeklärt werden, betonte Prof. Dr. Lucie Heinzerling vom Universitätshautklinikum Erlangen. Dabei sind auch Hausärzte gefragt. Ist eine Therapieunterbrechung notwendig, beeinträchtigt das die Effektivität der Therapie nicht. Das müssen die Patienten wissen, erklärte Heinzerling. Sonst verschweigen sie beim Arzt aus Angst vor einem Therapieabbruch neu auftretende Beschwerden.

Dran bleiben an der Rosazea

Die Therapie der Rosazea sollte die völlige Erscheinungsfreiheit zum Ziel haben. Wie Privatdozent Dr. Markus Reinholz, München, berichtete, war in der CLEAR-Studie in diesem Fall das rezidivfreie Intervall um fünf Monate länger als bei Therapiepause bei nur fast erreichter Hautklärung. Die Patienten fühlten sich mit dieser Therapiestrategie häufig gar nicht mehr von ihrer Rosazea belastet.

COVID-19-Frostbeulen

COVID-19 kann auch mit Hautveränderungen einhergehen, berichtete Prof. Dr. Alexander Kreuter, Oberhausen. Während beispielsweise Petechien, akute Urtikaria, immunthrombozytische Purpura oder Varizella-ähnliche Exantheme meist gleichzeitig mit den übrigen Symptomen der SARS-CoV-2-Infektion auftreten, treten Frostenbeulen-artige Veränderungen etwas später auf. Diese Pseudo-Perniones sind häufig die einzige Hautveränderung im Rahmen der Erkrankung, dauern etwa 14 Tage an und verschwinden dann wieder völlig.

Pencillinallergie? Nicht für immer!

Etwa jeder fünfte Patient gibt an, eine Penicillinallergie zu haben. In Studien zeigte sich allerdings, dass neun von zehn dieser Patienten doch Penicillin vertragen, berichtete Professor Dr. Mario Fabri, Köln. Daher sollte die Penicillinallergie im Erwachsenenalter abgeklärt werden, um den unnötigen Einsatz von Breitbandantibiotika zu verhindern und der zunehmenden Resistenzentwicklung durch zu häufig eingesetzte Breitbandantibiotika entgegenzuwirken.

Quelle: 27. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie, FOBI2020 digital.

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