Sophia Antipolis. Bei Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion hat neben Dapagliflozin auch der SGLT2-Hemmer Empagliflozin positive Effekte – egal, ob bei den Patienten ein Diabetes besteht oder nicht. Das ergab die EMPEROR-Reduced-Studie, die Prof. Milton Packer vom Baylor University Medical Center in Dallas beim webbasierten ESC-Kongress 2020 am Samstag (29.8.) vorgestellt hat.
Die 3.730 in die Studie eingeschlossenen Patienten mit Herzinsuffizienz und einer Ejektionsfraktion ≤ 40 erhielten zusätzlich zu ihrer Standardtherapie entweder Empagliflozin 10 mg/Tag oder Placebo. Im Vergleich zur DAPA-HF-Studie mit Dapagliflozin wurden vermehrt Hochrisikopatienten mit deutlich reduzierter Ejektionsfraktion und erhöhten NT-proBNP-Werten aufgenommen. Die Studie wurde von Boehringer Ingelheim und Eli Lilly gesponsert, die Empagliflozin herstellen.
Klinikeinweisungen und kardiovaskuläre Todesfälle sinken
Primärer Endpunkt war die Kombination aus kardiovaskulär verursachten Todesfällen und ersten Klinikaufenthalten wegen Herzinsuffizienz. Während des Follow-up-Zeitraums von im Median 16 Monaten traten entsprechende Ereignisse bei 361 Patienten (19,4 Prozent) in der Empagliflozin-Gruppe und bei 462 Patienten (24,7 Prozent) in der Placebo-Gruppe auf. Absolut senkte Empagliflozin das Risiko damit um 5,3 Prozent und relativ um 25 Prozent (Hazard Ratio (HR): 0,75).
Ausschlaggebend dafür waren vor allem die selteneren Krankenhausaufenthalte: 13,2 Prozent mit Empagliflozin gegenüber 18,3 Prozent bei Placebo. Das absolute Risiko reduzierte sich also um 5,1 Prozent (HR 0,69; 95% KI 0,59–0,81). Hingegen war der Unterschied bei Todesfällen deutlich kleiner. In der Therapiegruppe starben 10,0 Prozent, unter Placebo 10,8 Prozent (HR 0,92; 95% KI 0,75 – 1,12). Diese Effekte von Empagliflozin zeigten sich sowohl bei Diabetikern als auch bei Nicht-Diabetikern.
Günstige renale Effekte
Auch auf die Nierenfunktion wirkte sich Empagliflozin positiv aus. So nahm die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate unter Empagliflozin langsamer ab als unter Placebo (-0,55 versus -2,28 ml/min/1,73 m2 pro Jahr).
Ereignisse eines kombinierten renalen Endpunkts (chronische Dialyse, Nierentransplantation, ausgeprägte anhaltende Abnahme der geschätzten GFR) traten in der der Empagliflozin-Gruppe seltener auf (1,6 versus 3,1 Prozent).
Hingegen kam es häufiger zu unkomplizierten Infektionen des Genitaltrakts (1,3 versus 0,4 Prozent). Weitere unerwünschte Wirkungen wie Hypotension, Volumenreduktion und Hypoglykämien waren laut ESC in beiden Gruppen vergleichbar.
Vergleich mit DAPA-HF-Studie
Im Vergleich zu der DAPA-HF-Studie war die Inzidenz primärer Endpunktereignisse um etwa 40 Prozent höher, was die Studienautoren auf das höhere Risiko der Patienten der EMPEROR-Reduced-Studie zurückführen.
Die kardiovaskuläre Mortalität wurde in der DAPA-HF-Studie durch Dapagliflozin stärker reduziert (relativ um 18 Prozent) als mit Empagliflozin (relativ um 8 Prozent). Die Studienautoren weisen jedoch darauf hin, dass in den großen Studien bei Diabetes-Patienten (EMPA-REG-OUTCOME und DECLARE-TIMI-58) das Risiko für kardiovaskulär verursachte Todesfälle durch Empagliflozin stärker gesenkt worden sei als durch Dapagliflozin. Daher gibt es laut den Autoren keine konsistente Evidenz, dass unter den SGLT2-Hemmern ein Vertreter einem anderen bezüglich der Wirkung auf die Mortalität überlegen sei.
In Anbetracht der Ergebnisse von EMPEROR-Reduced und DAPA-HF glaubt Erstautor Packer, dass die Hemmung von SGLT2 durch Empagliflozin und Dapagliflozin nun zu einem neuen Therapiestandard für Patienten mit Herzinsuffizienz und verringerter Ejektionsfraktion werden kann.
Quellen:
2. Pressemitteilung der ESC vom 29.08.2020