Physiotherapie und Kortison-Injektionen ins Kniegelenk sind bei Gonarthose keine konkurrierenden Verfahren, sondern sich ergänzende Therapien. Das äußerte der Präsident der Deutschen Kniegesellschaft (DKG) Prof. Wolf Petersen in Bezug auf eine randomisierte kontrollierte Studie (DOI: 10.1056/NEJMoa1905877), die die beiden Behandlungsmethoden verglichen hatte. Die Studie hatte ergeben, dass eine Physiotherapie Gonarthrose-Patienten langfristig besser hilft: Die Teilnehmer mit Bewegungstherapie wiesen nach einem Jahr weniger Schmerzen und funktionelle Störungen auf als die Patienten der Injektions-Gruppe.
Der DKG-Präsident zweifelte dieses Ergebnis nicht an. Jedoch kritisierte er die Grundannahme der Studienautoren, dass Physiotherapie und Injektionen konkurrierende Behandlungsstrategien bei Gonarthrose seien. Intraartikuläre Injektionen würden bei akuten Entzündungsgeschehen als kurzfristige Maßnahme in Betracht gezogen. Physiotherapie solle dagegen unter anderem langfristig dabei helfen, muskulären Atrophien und Muskelkontraktionen vorzubeugen.
Auch laut den Autoren des begleitenden Editorials schließen die Studienergebnisse eine Rolle der Gelenkinjektion zur Behandlung eines akuten Schmerzsyndroms nicht aus. Die Schlussfolgerung könne aber sein, dass die Injektionen nicht zuerst und auch nicht anstelle eines Physiotherapie-Programms eingesetzt werden sollten.
Quelle: Kniegelenksarthrose: Physio schlägt Kortison – doch war es ein fairer Vergleich?, Medscape, 4.5.2020