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Kommunikations-Desaster Covid-19Höchste Zeit, dazuzulernen!

In Deutschland bestehen für viele Fälle Vorschriften und Maßnahmenkataloge. Aber eine Pandemie fordert unser Gesundheitssystem in besonderer Weise. Daher gilt es jetzt die Kräfte zu bündeln. Ein Kommentar von Johanna Dielmann-von Berg.

Das Coronavirus hat uns einmal mehr vor Augen geführt, wie wichtig – gerade in Zeiten der Unsicherheit – gesicherte Informationen sind. Denn: Die Strategie der Eindämmung ist richtig, doch kommuniziert wurde sie katastrophal.

Infiziertenzahlen, die im Minutentakt über den Ticker laufen, “Breaking News”-Sendungen ohne neuen Wissensstand und Titelzeilen, die differenzierte Betrachtungen zu “Corona gefährlicher als Grippe” verkürzen. Das führte dazu, dass Desinfektionsmittel und Schutzmasken sogar aus Kliniken entwendet wurden. Aufgrund der Lieferengpässe fehlte in vielen Praxen und für Schwerkranke die Schutzkleidung. Diese Unmenschlichkeit erschüttert mich!

Ende Februar beurteilte Prof. Christian Drosten, leitender Virologe des Konsiliarlabors für Coronaviren an der Charité, in seinem hörenswerten Podcast “Coronavirus-Update” auf NDR Info die Lage entspannt. Mit Sorge blickt er aber auf den kommenden Herbst, wenn sich SARS-CoV-2 unbemerkter verbreiten könne und man sich nicht auf eine Pandemie vorbereite.

Auch deswegen ist es jetzt höchste Zeit, dazuzulernen. Denn schon 2014 haben Forscher des UKE [3] Maßnahmen identifiziert, um die hausärztliche Versorgung bei einer Pandemie zu sichern. Demnach sollte die Regierung etwa Schutzausrüstung stellen, um Probleme bei der Bevorratung zu verhindern. Wichtig wäre eine zentrale aktive Information durch die KVen, etwa zu Fragen der Finanzierung, Regress-, AU- oder Hausbesuchsregelung, um Praxen die Zeit der Informationssuche zu sparen. Alle Punkte wurden bei Corona (bis Redaktionsschluss) nicht bis schleppend umgesetzt.

Für uns alle wäre es daher essentiell, dass die neue Abteilung für Gesundheitsschutz unter Gesundheitsminister Jens Spahn die Hausärzte nicht wieder vergisst, stehen sie doch auch bei einer Pandemie in der ersten Reihe. Bis Herbst sind Hausärzte und chronisch Kranke gut beraten, ihren Impfschutz aufzufrischen. Das schützt zwar nicht vor Covid-19, aber rüstet zumindest gegen Influenza, Pneumokokken und Co, meint Ihre

Johanna Dielmann-von Berg

Stellv. Chefredakteurin “Der Hausarzt”

 

 

Quellen

  1. NDR-Info Podcast Coronavirus-Update vom 27. und 28.2.20
  2. Karberg S. „Enorme Mengen Virus im oberen Rachenbereich“. Tagesspiegel 27.2.20
  3. DOI: 10.1007/s00103-014-1970-z
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