Trotz glänzender Abiturnoten blieb ihr das Medizinstudium zunächst verwehrt, der Doktorvater türmte kurz vor ihrem Promotionsende nach Westdeutschland – und in die eigene Niederlassung kam sie nicht zuletzt durch den Mauerfall: Die innerdeutsche Grenze brachte für das (berufliche) Leben von Ingrid Dänschel allerhand Wirrungenmit sich.
Solange Ingrid Dänschel sich erinnern kann, hatte sie nur einen Berufswunsch: Sie wollte Ärztin werden. Doch aufgewachsen ist Dänschel in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), und als Unternehmerkind blieb ihr der Weg ins Medizinstudium dort verwehrt – zunächst. Im entscheidenden Bewerbungszeugnis wurde ihr die “politische Reife” abgesprochen, und das bei einer tadellosen Abiturnote.
Heute, 30 Jahre nach dem Ende der DDR und dem historischen Ereignis des Mauerfalls, blickt Ingrid Dänschel, Schriftführerin des Deutschen Hausärzteverbands, auf ebenso viele Jahre in eigener Niederlassung zurück. Die Neuregelung des Zugangs zum Medizinstudium sieht sie vor dem Hintergrund der eigenen Vergangenheit. Denn obwohl es in ihrem Fall nicht der Numerus Clausus (NC) war, der ihr Steine in den Weg legte, so weiß sie doch, wie wichtig Praxiserfahrung für den Weg in die Medizin sein kann: Eine “Umlenkung” in eine andere Studienrichtung – Elektronik hatte man ihr angeboten – kam für sie nie in Frage, und so begann sie eine Krankenpflege-Ausbildung. Als sogenannte Praxisbewerberin konnte sie schließlich Medizin in Leipzig studieren. “Ich finde es gut, dass Qualifikationen wie Praxiserfahrung künftig wieder mehr Gewicht in der Zulassung gewinnen sollen”, sagt Dänschel.
Mauer(fall) durchkreuzte Promotion
Mit dem Schritt ins Studium war die Zeit der Unwägbarkeiten für Dänschel aber nicht vorbei. Für ihre Promotion, die ihren in der DDR üblichen medizinischen Abschluss per Diplom ergänzen sollte, forschte sie zu Non-Hodgkin-Lymphomen – als sich, kurz vor Abschluss ihrer Arbeit, ihr Doktorvater nach Westdeutschland absetzte. Es fand sich kein Kollege, der dessen Promovenden weiter betreuen wollte.
Später nahm sie eine weitere Arbeit in Angriff, eine Arbeit zur Einbeziehung der Physiotherapie in die Hausarztmedizin. Es war nicht zuletzt der Mauerfall, der ihr auch durch diesen zweiten Anlauf einen Strich machte: Denn Dänschel verfasste die Arbeit an der Akademie für ärztliche Fortbildung der DDR, die das gleiche Ende nahm wie der Staat selbst: Sie wurde 1990, noch vor dem Abschluss ihrer Arbeit, aufgelöst.
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