Bewegung ist die beste Medizin
Dass ein regelmäßiges körperliches Training nicht nur aber auch aus kardiovaskulärer Sicht sinnvoll ist, gilt als gesichert. Menschen, die sich regelmäßig sportlich betätigen, leben im Durchschnitt drei Jahre länger und das Risiko für ein kardiales Ereignis wird halbiert. Die dafür entscheidenden Mechanismen sind die Blutdruck- und Lipidsenkung und die Verbesserung der Insulinsensitivität. Auch wirkt regelmäßiges Training der endothelialen Dysfunktion entgegen.
Im Rahmen einer schweizerischen Studie konnte jetzt gezeigt werden, dass eine körperliche Aktivität mit hoher Intensität über 12 Wochen bei älteren Gesunden und solchen mit mindestens zwei kardiovaskulären Risikofaktoren auch die vaskuläre Wandsteifigkeit und die retinalen mikrovaskulären Diameter günstig beeinflusst im Vergleich zu inaktiven Personen (Lukas Streese, Basel).
Menschen, die regelmäßig trainieren, haben auch eine niedrigere Herzfrequenz. Dass die Herzfrequenz in Ruhe mit dem Risiko für die Manifestation einer Herzinsuffizienz korreliert, konnte In einer schwedischen Studie mit 1.008.485 jungen Männern gezeigt werden. Ein erhöhter Ruhepuls führte bei einer Beobachtungsdauer von 34 Jahren zu einem 1,6-fachen Anstieg des Risikos für eine dilatative Kardiomyopathie.
Die Leitlinie empfiehlt als Minimum fünfmal pro Woche ein 30-minütiges Training von moderater Intensität. Doch mehr bringt auch mehr. Grundsätzlich gilt: Jegliche Aktivität ist besser als gar keine. Schon ein regelmäßiger Spaziergang ist vorteilhaft für die kardiovaskuläre Gesundheit.
Doch ist sportliche Aktivität auch dann noch sinnvoll, wenn sich bereits eine KHK manifestiert hat? In einer koreanischen Studie mit fast 500.000 Teilnehmern sank mit jeden 500 metabolischen Äquivalenten pro Woche bei einem sechsjährigen Follow up die Mortalität um 14 Prozent, bei Gesunden nur um sieben Prozent. Doch nicht nur aus kardiovaskulärer Sicht ist sportliche Aktivität empfehlenswert. Auch das Malignitätsrisiko sinkt und die Prognose bei einer malignen Erkrankung ist besser.
Medial inszenierte plötzliche Todesfälle bei jungen Sportlern führen immer wieder zu Verunsicherungen. Die häufigsten Ursachen sind die hypertrophe Kardiomyopathie, die Aortenstenose, eine angeborene Ionenkanal-erkrankung und die Myokarditis. Bisher war Sport bei einer Kardiomyopathie verboten. Doch jetzt ist man angesichts neuer Erkenntnisse etwas weniger restriktiv. Bei asymptomatischen oder nur gering symptomatischen Patienten ist ein leichtes körperliches Training nicht nur möglich sondern sogar von Vorteil.
(Samjay Sharma, London).
Yoga hilft nach STEMI
Die Sofort-PCI hat die Prognose der Patienten mit einem STEMI deutlich verbessert. Doch meist bleibt eine Einschränkung der linksventrikulären Pumpfunktion zurück, die mit einer Abnahme der Prognose quo ad vitam einhergeht. Dass nicht nur eine optimale medikamentöse Therapie die linksventrikuläre Pumpfunktion verbessert und die Lebenszeit verlängert, sondern auch regelmäßiges Yoga mit entsprechenden Atemübungen (Pranayam), das konnte jetzt in einer indischen Studie gezeigt werden.
Im Rahmen dieser Studie wurden 2.470 Patienten, die einen STEMI überstanden und eine Sofort-PCI erhalten hatten, randomisiert und zwar dahingehend, dass die Hälfte morgens täglich eine Stunde Yoga-Übungen mit abendlichen Pranayam-Atemübungen über drei Monate absolvierten. Durch das Yoga konnte die linksventrikuläre Pumpfunktion und die Fünf-Jahres-Überlebensrate signifikant verbessert werden und zwar unabhängig davon, wie stark die EF beeinträchtigt war. Die Fünf-Jahres-Mortalität sank bei einer EF ≤ 34 Prozent von 25 Prozent auf 21 Prozent, bei einer EF von 35-45 Prozent von 17,5 Prozent auf 14,3 Prozent, bei einer EF 46-54 Prozent von 14,4 Prozent auf 12,2 Prozent und bei einer EF ≥ 55 Prozent von 13,0 Prozent auf 11,0 Prozent. Im Durchschnitt verbesserte sich im Yoga-Arm die EF um insgesamt sieben Prozent, nämlich um elf Prozent im Vergleich zu vier Prozent in der Nicht-Yoga-Gruppe.
Wie aber lässt sich dieser günstige Effekt erklären? Diskutiert wird Vieles: Eine Abnahme des Pulmonalarteriendrucks unter Yoga beziehungsweise den Atemübungen, eine Verbesserung der koronaren Zirkulation, eine günstige Beeinflussung des Remodeling, eine Anhebung des Sauerstoffdrucks , eine Verbesserung der endothelialen Funktion und eine verminderte Freisetzung von inflammatorischen Mediatoren wie Interleukinen.
(Naresh Sen, Jaipur)
Plättchenhemmer im Test
Typ 2-Diabetiker mit einer KHK haben ein deutlich erhöhtes Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis. Der Frage, ob eine kombinierte Plättchenhemmung mit Ticagrelor plus ASS einer ASS-Monotherapie im Hinblick auf die Verhinderung eines solchen Ereignisses überlegen ist, wurde im Rahmen der THEMIS-Studie nachgegangen. Bei dieser doppelblinden, placebokontrollierten Studie, in die über 19.000 diabetische KHK-Patienten mit einem Alter von 50 Jahren und mehr aufgenommen wurden, erhielten die Patienten randomisiert entweder die Kombination 75 -150 mg ASS plus zweimal täglich 90 mg Ticagrelor mit der Möglichkeit der Dosisreduktion auf zweimal 60 mg oder nur ASS plus Placebo. Patienten mit bekanntem Myokardinfarkt oder Schlaganfall wurden ausgeschlossen.
Der kombinierte Endpunkt kardiovaskulärer Tod, Infarkt oder Schlaganfall wurde nach einer Beobachtung von 36 Monaten in der Placebo-Gruppe von 7,6 Prozent, in der Ticagrelor-Gruppe dagegen nur von 6,9 Prozent erreicht (HR 0,90; p = 0,038). Bei der kardiovaskulären Mortalität waren die Vergleichszahlen 3,3 Prozent vs. 3,0 Prozent, also nicht signifikant unterschiedlich. Doch beim isolierten Endpunkt-Infarkt erwies sich die Kombination als signifikant effektiver (2,6 Prozent vs. 3,3 Prozent). Das gleiche gilt für den Endpunkt Schlaganfall (1,5 Prozent vs. 1,8 Prozent). Bei der On-treatment-Auswertung waren die Vergleichszahlen für den kombinierten Endpunkt 5,2 Prozent unter Ticagrelor vs. 6, 4 Prozent unter Placebo.
Unter der Kombination war allerdings das Blutungsrisiko erhöht. Es lag bei 0,89 größeren Blutungen pro 100 Patientenjahre unter der Kombination im Vergleich zu nur 0,36 Ereignissen pro 100 Patientenjahre in der Placebo-Gruppe. Zusammenfassend sagen diese Daten, dass die duale Plättchenhemmung in der Langzeittherapie für Diabetiker mit einer stabilen KHK dann vorteilhaft sein kann, wenn ein niedriges Blutungsrisiko und ein hohes ischämisches Risiko vorliegen (Deepak L. Bhatt, Paris).
Im Rahmen der THEMIS-PCI-Studie wurde die Subgruppe der Patienten, die früher eine PCI erhalten hatten, analysiert. Dabei zeigte sich, dass nur PCI-Patienten von der dualen Therapie profitierten (6,5 Prozent mit Ticagrelor vs. 7, 7 Prozent mit Placebo), aber nicht solche ohne eine interventionelle Therapie in der Vorgeschichte (7, 4 Prozent vs. 7, 5 Prozent). Doch das erhöhte Blutungsrisiko bestand in beiden Gruppen. Ein Netto-klinischer Benefit ergab sich somit nur in der PCI-Subgruppe (8,2 Prozent vs. 9, 7 Prozent; p = 0,005).
(P. Gabriel Steg, Paris)