Die Verordnung von Antibiotika hängt nicht nur von medizinischen Fakten, sondern auch von Aspekten der Arzt-Patient-Interaktion ab. Um zu untersuchen, welchen Einfluss Geschlecht von Arzt und Patient haben, wurden in einer norwegischen hausärztlichen Datenbank 11285 Konsultationen mit dem Beratungsanlass Halsschmerzen ausgewertet. Norwegische Hausärzte verschrieben insgesamt vergleichsweise selten Antibiotika: bei 27.6% aller Patienten mit Halsschmerzen. Dabei verordneten Ärztinnen noch etwas seltener Antibiotika (in 25,7%) als Ärzte (in 26,8%)- dieser Unterschied war aber nicht signifikant. Am seltensten wurden Antibiotika von Ärztinnen an Patientinnen mit Halsschmerzen verordnet (24,8%) – am häufigsten verordneten Ärzte Antibiotika an Männer (29,5%).
Die Autoren diskutieren, dass bekannterweise der Kommunikationsstil in Konsultationen von Ärztinnen und Patientinnen patientenorientierter und emotionsfokussierter sei und daher Sorgen und Bedürfnisse der Patientinnen besser auch ohne Antibiotika aufgefangen werden könnten. Sie bieten aber auch eine etwas profanere Erklärung für den Unterschied an: das Alter der Hausärztinnen und Hausärzte wurde nicht erfasst, es ist aber bekannt, dass es mehr jüngere Hausärztinnen gibt- und ebenso, das ältere Behandler häufiger Antibiotika zu verordnen- so dass auch Altersfaktoren eine Rolle spielen können.
Fazit: In Norwegen, einem Land in dem Antibiotika zurückhaltend verordnet werden, zeigen sich nur kleine geschlechtsbezogene Unterschiede in der Antibiotikaverordnung: Ärztinnen verordnen etwas seltener Antibiotika an Patientinnen mit Halsschmerzen.
Quelle:
Eggermont D, Smit AM, Kwestroo GA et al: The influence of gender concordance between general practitioner and patient on antibiotic prescribing for sore throat symptoms: a retrospective study. BMC Family Practice https://doi.org/10.1186/s12875-018-0859-6