Berlin. In der Debatte um eine Neuregelung bei der Organspende in Deutschland hat sich Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery für eine Widerspruchslösung ausgesprochen. „Ich halte sie für die Lösung, die uns langfristig am besten weiterbringen wird“, sagte Montgomery der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin.
Zustimmung des Ärztetages erwartet
Zahlreiche Bundestagsabgeordnete streben derzeit eine Neuregelung an. So sieht eine Gruppe um Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach eine „doppelte Widerspruchslösung“ vor: Alle Volljährigen sollen automatisch als Organspender gelten. Man könnte dazu aber noch Nein sagen. Sonst wäre – als doppelte Schranke – auch bei Angehörigen nachzufragen.
Montgomery erinnerte daran, dass sich die Delegierten des Deutschen Ärztetags bereits im vergangenen Jahr für die Widerspruchslösung ausgesprochen hätten. Am kommenden Dienstag beginnt der nächste Ärztetag in Münster.
Sachlichkeit hat Priorität
„Wir müssen jetzt nur darauf achten, dass die politische Debatte sachlich bleibt und nicht ideologisch überfrachtet geführt wird“, mahnte Montgomery. Insgesamt gebe es eine große gesellschaftliche Zustimmung zur Organspende. „Es darf durch die Debatte nicht zu einer Verunsicherung kommen. Das wäre nun wirklich schädlich“, sagte er.
Alternatives Erinnerungsmodell
Eine andere Gruppe von Abgeordneten um die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock und Linke-Chefin Katja Kipping will, dass alle Bürger mindestens alle zehn Jahre beim Ausweisabholen auf das Thema Organspende angesprochen werden.
Über die Entwürfe soll der Bundestag voraussichtlich im Herbst ohne Fraktionsvorgaben entscheiden. Ziel ist es, angesichts von fast 10.000 Patienten auf den Wartelisten zu mehr Organspenden zu kommen. Bisher sind Organentnahmen nur bei ausdrücklich erklärtem Ja erlaubt.
Quelle: dpa