“Laut neuer Leitlinie ist die Hypertonie folgendermaßen definiert: > 140/90 mm Hg, bei über 80-Jährigen > 160 mm Hg. Als neuer Zielblutdruck gilt: > 120 – < 130 mm Hg/ > 70 – < 80 mm Hg für fast alle Patienten. Doch welche Antihypertensiva bei welchen Patienten? Nach einer neueren Metaanalyse reduzieren alle Substanzgruppen das kardiovaskuläre Risiko. Diuretika waren überlegen im Hinblick auf die Verhinderung der Herzinsuffizienz, Betablocker unterlegen bei der Verhinderung des Schlaganfalls, Kalziumantagonisten überlegen bei der Verhinderung von Schlaganfällen aber unterlegen bei der Verhinderung der Herzinsuffizienz und ACE-Hemmer bzw. AT1-Blocker überlegen bei der Verhinderung von KHK und Herzinsuffizienz.
Die Initialtherapie ist die Kombination RAS-Blocker plus Kalziumkanalblocker oder Diuretikum und zwar als Fixkombination, um die Adhärenz zu verbessern. Auf Stufe 2 wird der RAS-Blocker mit dem Kalziumkanalblocker und dem Diuretikum kombiniert. Auf Stufe 3, der resistenten Hypertonie, sollte zusätzlich Spironolacton eingesetzt werden. Betablocker sollten bei kardialer Komorbidität und bei jüngeren Frauen erwogen werden.
In einer Registerstudie zeigte sich, dass HCT das Risiko für Hautkrebs erhöht, da die Substanz die UV-Empfindlichkeit der Haut steigert. Doch die Arzneimittelkommission empfiehlt keine generelle Therapieumstellung aller mit HCT behandelten Patienten, sondern eine individuelle Prüfung. Mögliche Alternativen sind Chlorthalidon oder Indapamid, für diese Substanzen gibt es bisher keine Daten zum Hautkrebsrisiko. Doch bei HCT-Gabe sollte ein konsequenter Sonnenschutz empfohlen und die Haut regelmäßig inspiziert werden.” Prof. Felix Mahfoud, Homburg/Saar
“Dass schon eine moderate körperliche Aktivität mit gesundheitlichen Vorteilen assoziiert ist, gilt als gesichert. Jegliche körperliche Aktivität ist besser als gar keine. Um substanzielle Effekte auf die Gesundheit zu erreichen, wird 2, 5 bis 5 Stunden pro Woche eine moderat intensive Aktivität oder 75 bis 150 Minuten einer intensiv aeroben körperlichen Aktivität empfohlen. Eine Aktivität über fünf Stunden ist mit weiteren Vorteilen assoziiert. Insgesamt besteht eine direkte Korrelation zwischen dem Ausmaß der kardiorespiratorischen Fitness und der Gesamtsterblichkeit. Darüberhinaus konnte gezeigt werden, dass eine höhere Fitness das Depressionsrisiko senkt. Und die Neudiagnose einer Depression ist mit einer höheren kardiovaskulären Sterblichkeit verbunden.” Prof. Ulrich Laufs, Leipzig
“Das Lipoprotein(a) ist ein LDL-Partikel mit einem Apo(a)-Anteil, nämlich einem partiellen Analogon des Plasminogens. Die Plasmakonzentration ist genetisch determiniert und wird durch äußere Einflüsse kaum beeinflusst. Lp(a) hat atherogene und prothrombotische Eigenschaften. In einer großen Randomisierungsstudie wurde die kausale Bedeutung von Lp (a) als Risikofaktor für kardiovaskuläre Ereignisse bestätigt. Die Bestimmung ist nur sinnvoll, wenn sich daraus eine therapeutische Konsequenz ergibt, vor allem bei jüngeren Patienten und im Rahmen eines Familienscreenings. Bisher gib es keine Medikamente, mit denen Lp(a) gezielt gesenkt werden kann. Sinnvoll ist eine optimale Behandlung aller anderen Risikofaktoren, vor allem eine optimale LDL-Cholesterin-Senkung. Möglicherweise kann auch durch PCSK9-Inhibitoren oder eine Lipoprotein-Apherese das Lp(a) gesenkt werden.” Prof. Ulrich Laufs, Leipzig
“Definiert ist die Synkope als ein plötzlicher, spontan reversibler Bewusstseins- und Tonusverlust infolge einer vorübergehenden, globalen, zerebralen Minderperfusion. Bei über 65-jährigen Patienten ist die Synkope eine der häufigsten Einweisungsdiagnosen. Die Inzidenz beträgt sechs Prozent pro Jahr, die Prävalenz liegt bei 10 – 23 Prozent pro Jahr und die Rezidivrate bei 33 Prozentpro Jahr.
Laut neuer Leitlinie werden nur 3 Gruppen von synkopalen Ereignissen unterschieden:
- Reflexsynkope – vasodepressiv oder kardioinhibitorisch
- Orthostatisch hypotensive Synkope
- Kardiale Synkope.
Letztere ist die gefährlichste Form, da sie Vorbote eines akuten Herztodes sein kann. Vorrangig bei der Abklärung ist eine kardiale Ursache zu erkennen, um durch die richtige Therapie wie ICD oder Schrittmacher ein fatales Ereignis zu verhindern. Auch muss die Synkope von einem epileptischen Anfall und einer psychogenen Synkope abgegrenzt werden. Zur Basisdiagnostik gehören neben einer ausführlichen Anamnese die gründliche klinische Untersuchung und ein EKG. Schon beim geringsten Verdacht auf eine kardiale Genese sollte auch eine Farbdoppler-Echokardiographie durchgeführt werden.”
Prof. Wolfgang von Scheidt, Augsburg
“Die anti-neuroendokrine Therapie mit RAS-Blocker, Beta-blocker, Aldosteronantagonisten, Ivabradin und ARNI hat die Sterblichkeit in den letzten 20 Jahren um mehr als 50 Prozent gesenkt. Nach einer Dekompensation ist eine vollständige Rekompensation notwendig, um eine Re- hospitalisierung zu vermeiden. Die Sterblichkeit- und die Rehospitalisierungsrate können günstig beeinflusst werden, wenn die Patienten bereits im Krankenhaus auf eine möglichst vollständige Therapie eingestellt werden. Ein neu aufgetretenes Vorhofflimmern verschlechtert die Prognose.” Prof. Michael Böhm, Homburg/Saar
Die viralen und autoimmunen Myokarditiden stellen die häufigsten Ursachen der infektiösen inflammatorischen Kardiomyopathie dar. Über 80 Prozent dieser Patienten haben eine gute Prognose, heilen also vollständig aus. Doch bei einem Viertel der Betroffenen entwickeln sich eine Herzinsuffizienz oder prognostisch relevante Herzrhythmus-störungen. Diese Patienten haben auch im weiteren Verlauf eine schlechtere Prognose. Bei solchen Patienten muss auch die Indikation für einen ICD geprüft werden. Sie profitieren auch von einer weitergehenden Diagnostik incl. Myokard- biopsie, von der sich eine immunmodulierende oder immunsuppressive Therapie ableiten lässt.” Prof. Carsten Tschöpe, Berlin
“An eine hereditäre Amyloidose sollte gedacht werden, wenn eine linksventrikuläre Hypertrophie mit erhaltener Pumpfunktion nachgewiesen wird, im EKG sich eine Niedervoltage zeigt und/oder eine Synkope aufgetreten ist bzw. eine Neigung zur orthostatischen Dysregulation besteht. Dann ist eine weitere Diagnostik mittels MRT und einer Genanalyse indiziert.” Prof. Carsten Tschöpe, Berlin