Vom 19.-22.9.2018 tagte die DGRh in Mannheim. Verschiedene Experten stellen in gebotener Kürze einige Ergebnisse vor.
Neue Kriterien für den LE
Der systemische Lupus erythematodes (LE) ist eine Autoimmunerkrankung, an der eine von 1.000 Frauen und einer auf 10.000 Männer erkranken. Es können viele Organe betroffen sein. Daraus resultiert ein breites Spektrum an Symptomen. Es reicht von Hautveränderungen über Gelenkschmerzen bis hin zu Entzündungen an Nieren und Gehirn. Angesichts der oft unspezifischen Symptome wird die Diagnose nicht selten verzögert gestellt, so dass wertvolle Zeit bis zur Einleitung der Therapie verstreicht. Um die Diagnose der Erkrankung sicher und zügig stellen zu können, wurden jetzt neue Klassifikationskriterien festgelegt. Dazu gehört zunächst die Bestimmung der anti-nukleären Antikörper (ANA), die immer dann bestimmt werden sollten, wenn anamnestisch oder klinisch der Verdacht auf einen LE besteht. Diese sind zwar sehr sensitiv, zeigen aber eine geringe Spezifität. Das zweite Kriterium ist der Nachwies einer Vaskulitis in der Nierenbiopsie und das dritte ein ansonsten nicht erklärbares Fieber.
(Prof. Martin Aringer, Dresden)
Neue Leitlinie für die RA
Die rheumatoide Arthritis ist die häufigste entzündlich-rheumatische Erkrankung. In Deutschland sind ca. 550.000 Menschen betroffen. Die chronische Gelenkentzündung verläuft in Schüben und kann zu Gelenkdeformierungen und sogar zu kompletten Gelenkzerstörungen führen. Dies kann durch eine frühzeitige und gezielte Therapie mit DMARDs verhindert werden.
Jetzt wurde die neue S2e-Leitlinie “Behandlung der rheumatoiden Arthritis mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten (DMARDs)” vorgestellt. Danach sollte die Therapie innerhalb von drei Monaten nach Einsetzten der Beschwerden beginnen. Das Ziel ist das Erreichen einer kompletten Remission oder, wenn das nicht möglich ist, zumindest eine niedrigmöglichste Krankheitsaktivität. Wichtig ist, dass die Wirksamkeit der Erstbehandlung frühzeitig, d.h. bereits nach sechs Wochen statt bisher nach 12 Wochen kontrolliert wird. Nach sechs Wochen sollten auch die Verträglichkeit, die Adhärenz und die Richtigkeit der Dosierung überprüft werden. Bei einer fehlenden Verbesserung sollte ein frühzeitiger Wechsel des DMARDs erfolgen. Doch das Prinzip “Treat-to-Target” hat sich bisher nicht flächendeckend durchgesetzt. Ein Drittel der betroffenen Patienten weist weiterhin eine mäßige bis hohe Krankheitsaktivität auf und viele werden hochdosiert mit Kortison behandelt.
An medikamentösen Alternativen zu Kortison fehlt es nicht. Zu den konventionellen synthetischen DMARD-Medikamenten wie Methotrexat und den biologischen DMARD sind in den letzen Jahren zwei synthetische DMARDs mit den Wirkstoffen Baricitinib und Tofacitinib hinzugekommen. Die Therapie sollte immer, soweit vertragen, mit Methotrexat begonnen werden. Wichtig ist es, frühzeitig die Kortison-Dosis zu senken, idealerweise bis zum kompletten Absetzen.
(Prof. Christoph Fiehn, Baden-Baden)
Bessere Kooperation
Wie die Zusammenarbeit zwischen Hausärzten und Rheumatologen optimiert werden kann, wurde eine Befragung von Ärzten und Patienten durchgeführt. Dabei wurde erfasst, ob die Kontrolltermine bei Rheumatologen alle 3 bis 4 Monate als zu früh, genau richtig oder zu spät bewertet wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem bei zufriedenen Patienten größere Terminintervalle sinnvoll wären. Laut Arzteinschätzung erfolgten 62 Prozent der Wiedervorstellungen beim Rheumatologen zu früh. Daraus ergibt sich auch die Frage, ob durch eine bessere Integration und Schulung von Hausärzten die Intervalle zur Vorstellung beim Rheumatologen unter bestimmten Voraussetzungen verlängert werden können. Dazu wurde eine Projektgruppe ins Leben gerufen. Ein erstes Zwischenfazit nach 13 Monaten mit insgesamt 12 Hausärzten und 30 Patientenkontakten zeigt ein durchwegs positives Ergebnis. Eine effektivere Zusammenarbeit kann einen wertvollen Beitrag zur Entlastung der Rheumatologen leisten, da Akut-Fälle dann schneller einen Termin beim Rheumatologen erhalten.
(Prof. Frank Buttgereit, Berlin)
Sport bei RA
Patienten mit einer RA schonen sich oft körperlich. Doch genau das Gegenteil ist sinnvoll: Körperliches Training sollte als wichtiger Baustein in die Therapie der rheumatischen Erkrankungen integriert werden; denn durch Muskelaktivität werden bestimmte Zytokine aktiviert, die sogenannten Myokine. Der bekannteste Vertreter ist Interleukin-6, das bei der Regulation von Entzündungsreaktionen eine wichtige Rolle spielt. Das durch Muskelaktivität vermehrt freigesetzte IL-6 stärkt das Immunsystem und wirkt antientzündlich, sowohl lokal als auch systemisch. Und das Myokin VEGF, das ebenso durch körperliche Aktivität stimuliert wird, regt die Angiogenese an und relaxiert die Blutgefäße und wirkt somit antihypertensiv.
(Dr. Philipp Sewerin, Düsseldorf)
Depression bei Spondyloarthritis
Die Depression ist eine häufige Begleiterkrankung bei der axialen Spondyloarthritis. Im Rahmen einer Studie bezeichneten nur 42 Prozent der betroffenen Patienten ihr Wohlbefinden als gut. 28 Prozent äußerten leichte und 31 Prozent mittlere bis schwere depressive Symptome.
(Dr. Imke Redeker, Berlin)
Genetischer Schlüssel
Die Aktivierung des Immunsystems und somit auch die Entstehung einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung werden wesentlich bestimmt vom genetischen Bausatz, genauer gesagt von der Komposition der sogenannten HLA-Gene. Bei der Manifestation der ankylosierenden Spondylitis, früher auch Morbus Bechterew genannt, spielt das HLA-B27 eine entscheidende Rolle. Bei 95 Prozent dieser Patienten ist es positiv, d.h. der Nachweis von HLA-B27 ist ein wichtiger diagnostischer Baustein bei dieser Erkrankung.
(Professor Hanns-Martin, Lorenz, Baden-Baden)
Screening-Sprechstunden
Patienten mit einem Verdacht auf eine rheumatische Erkrankung müssen nicht selten mehrere Monate auf einen Termin beim Rheumatologen warten. Doch je früher mit der Behandlung begonnen wird, umso besser ist die Prognose. Doch nicht jeder Patient mit rheumatischen Beschwerden leidet an einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung. Ein sinnvoller und gut erprobter Ansatz sind Screening-Sprechstunden, für die sehr kurzfristig Termine vergeben werden oder die mancherorts sogar ganz ohne Termine besucht werden können.
(Professor Christoph Fiehn, Baden-Baden)