Husten ist ein komplexer und wichtiger Schutzreflex des Körpers. Zugleich kann Husten ein Symptom zahlreicher akuter und chronischer Erkrankungen sein – intra- und extrathorakal. Die sorgfältige Abklärung ist eine Herausforderung.
Ursache eines akuten Hustens sind meist Infekte der Atemwege. Dies ist auch volkswirtschaftlich bedeutsam: Etwa 10 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage und insgesamt 20 Prozent der AU-Meldungen werden durch Atemwegsinfekte verursacht. Europaweit wird die Prävalenz des Symptoms Husten mit 33 Prozent der 18- bis 48-Jährigen angegeben.
Physiologie
Die primäre Reinigung der Atemwege wird durch das Flimmerepithel geleistet, das die Schleimhäute der oberen und unteren Atemwege auskleidet. Diesen Vorgang nennt man mukoziliäre Clearance. Fällt die mukoziliäre Clearance aus, z. B. wegen inhalativem Rauchen, oder ist das Bronchialsystem durch Fremdmaterial wie Sekret, aspirierte Fremdkörper oder ein Lungenödem überlastet, setzt Husten über folgenden Reflexbogen ein: Afferenz (N. vagus, Rezeptoren vor allem im Larynx sowie in den Aufteilungsstellen der Bronchien), Hustenzentrum (Medulla oblongata), Efferenz (Nerven des Zwerchfells, Bauch-/Thoraxmuskulatur und der Glottis). Daneben kann Husten natürlich auch willkürlich gesteuert werden.
Husten ist ein plötzlicher, starker Atemstoß, der durch Verschluss der Stimmritze und hohem intrathorakalem Druckaufbau physikalisch erzeugt wird. Das Zusammenspiel von in- und exspiratorischer Atemmuskulatur sowie der Glottisschluss selbst benötigt einen diffizilen Koordinationsablauf sowie ausreichend Muskelkraft.
CAVE: Zahlreiche neuromuskuläre Defizite können durch unvollständigen Glottisverschluss zu schweren Hustenstörungen führen und somit chronisch rezidivierende bronchopulmonale Infekte auslösen!
Außerdem kann der hohe intrathorakal erzeugte Druck zu Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen oder Erbrechen führen.
Einteilung
Klinisch wird zwischen produktivem (mehr als 30 ml/24 Stunden) und nicht produktivem Husten unterschieden. Die Menge und Beschaffenheit des Sekrets kann bereits Auskunft über mögliche Entitäten geben. So weist eine gelb-grüne Färbung auf einen Infekt hin, schaumig-weiß spricht für eine chronische Bronchitis oder auch für ein Lungenödem.
Die wichtigste Unterscheidung und klinisch wegweisend ist jedoch die Unterteilung in akuten (unter 8 Wochen) und chronischen Husten (mehr als 8 Wochen).
Anmerkung: In der Literatur wird mitunter auch ein subakuter Husten (3 – 8 Wochen) aufgeführt. Eine diagnostische oder therapeutische Abweichung ergibt sich nicht, so dass diese Gruppe im Folgenden dem akuten Husten zugordnet wird.
Die Ursachen des Hustens lassen sich durch diese einfache Unterteilung bereits näher eingrenzen (Tab. 1). Obwohl hier durchaus Überschneidungen auftreten, gibt diese Differenzierung eine diagnostische Linie vor.
Diagnostik bei akutem Husten
Eine zielgerichtete Anamnese ist bei 70 Prozent der Patienten zur Diagnosefindung bereits ausreichend. Die häufigste Ursache des akuten Hustens ist ein Infekt der oberen Atemwege. Dieser ist meist viral bedingt, kann aber auch z. B. durch Mykoplasmen oder Pneumokokken verursacht werden. Weiterhin häufig sind allergische Erkrankungen.