Hausärzte könnten der zentrale Faktor sein, um die Impfquoten in Deutschland zu erhöhen. Das sagten Experten bei einer Anhörung des Deutschen Ethikrats zur “Impfpflicht” Ende Februar in Berlin. Die Experten betonten dabei unisono, dass zu wenig Menschen in Deutschland geimpft seien. Dem könne mit einer Impfpflicht wahrscheinlich aber nur bedingt begegnet werden. Besser sei es, Patienten aufzuklären. Denn Impflücken seien hauptsächlich auf “opportunistische Verweigerer” zurückzuführen, die keine Zeit investieren wollten oder schlicht nur Spritzen fürchteten, sagte Prof. Claude Muller von der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Diese Patienten müssten Hausärzte in den Blick nehmen, da sie am ehesten von Impfungen überzeugt werden könnten.
Muller sprach sich nicht für eine Impfpflicht aus, wohl aber für eine stärkere Verpflichtung der Ärzte, auf Impfungen bei Patienten hinzuwirken. Ebenso beklagte Politikwissenschaftlerin Dr. Katharina Paul von der Uni Wien, dass es “keine geregelten Strukturen” gebe, sondern sich Ärzte und Patienten selbst kümmern müssten. Mit Impfregistern könnten gezielt Einladungen an Nicht-Geimpfte verschickt werden. Dr. Ole Wichmann vom Robert Koch-Institut (RKI) sprach von “verpassten Chancen” in vielen Arztpraxen. Nur etwa 60 Prozent der Hausärzte erinnerten ihre Patienten an ausstehende Impfungen, habe kürzlich eine Umfrage des RKI gezeigt. Immerhin 80 Prozent würden bei Neupatienten den Impfstatus erheben. Die Expertenmeinungen sollen nun in eine Stellungnahme des Ethikrats zur Impfpflicht einfließen.