Schwerin. Dem Land Mecklenburg-Vorpommern gehen die Mediziner aus. Nach Angaben des Innenministeriums werde es zunehmend schwieriger, offene Stellen zu besetzen. Als Folge des Medizinermangels entfielen im Schuljahr 2017/18 ein großer Teil der gesetzlich vorgeschriebenen Gesundheitskontrollen. Als Ursache nannte das Ministerium die Besoldungsvorschriften des Landes. Demnach liegen die Vergütungen deutlich unter dem Entgelt, das Ärzte in der freien Wirtschaft erwarten könnten. Politiker fordern daher eine Reform der Besoldung. Innenminister Lorenz Caffier (CDU) präferiert einen anderen Weg, um das Problem zu lösen.
Der Lohnabstand zwischen Klinikärzten und Medizinern im öffentlichen Gesundheitsdiensts hat nicht nur Folgen für die Gesundheitskontrollen bei Schülern. Neben den dafür zuständigen Gesundheitsämtern der Kreise findet auch die Polizei kaum noch Mediziner, die für Behörden arbeiten wollen. „Das Besoldungsrecht bindet uns bei der Einkommensgestaltung die Hände. Für einen Polizeiarzt kann es nur die Gruppen A14/A15 geben. Und dafür wird es heute immer schwieriger, Bewerber zu finden“, konstatierte Innenminister Caffler. Es sei ähnlich problematisch, Polizei-Ärzte zu finden, sagte Caffler, wie IT-Spezialisten, weil beide in der freien Wirtschaft signifikant bessere Verdienstmöglichkeiten hätten.
Laut Besoldungstabelle können Berufseinsteiger mit akademischem Abschluss mit einer monatlichen Vergütung von 4.000 bis 5.000 Euro rechnen. Die Besoldungsstufe A14 endet für langjährige Beamte bei 4.500, die A15 bei 6.200 Euro monatlich. Eine Hochstufung in die besser dotierten B-Gruppen sei bei der Polizei Spitzenbeamten vorbehalten. „Man kann ja, weil in einigen Berufen akuter Mangel herrscht, nicht das ganze Lohngefüge auf den Kopf stellen“, sagte Caffier. Er versuche daher, niedergelassene Ärzte auf dem Wege der Nebentätigkeit für die medizinische Versorgung in der Landespolizei zu gewinnen.
Der Mangel an Amtsärzten im Land war durch die jüngste Statistik zu den Gesundheitskontrollen bei Schülern erneut offenkundig geworden. Demnach wurden im Schuljahr 2017/2018 wegen fehlender Mediziner nur 70 Prozent der Viert- und 45 Prozent der Achtklässler von Amtsärzten untersucht, obwohl Gesundheitskontrollen in diesen Klassenstufen gesetzlich vorgeschrieben sind. Wie das Gesundheitsministerium unter Berufung auf den Bundesverband der Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst mitteilte, verdienen Mediziner in Krankenhäusern oder in Arztpraxen im Schnitt 1.000 bis 1.500 Euro pro Monat mehr. Politiker mehrerer Parteien forderten daraufhin eine Anpassung der Besoldung des öffentlichen Gesundheitsdiensts an die Vergütung in Krankenhäusern.
Quelle: dpa/mv