Der Hausarzt ist für besorgte Eltern und betroffene Jugendliche häufig die erste Anlaufstelle. Daher sollten Sie diese Krankheitsbilder kennen und richtig einordnen können.
Anorexia nervosa
Die Anorexia nervosa ist die eigentliche “Magersucht”, da sie mit starkemUntergewicht (BMI < 17,5 kg/m2) einhergeht. Häufig steht am Anfang eine Diät, mit der das Gewicht reduziert werden soll. Mit extrem kontrollierter Nahrungsaufnahme sowie übertriebener körperlicher Aktivität, manchmal auch unterstützt durch selbstinduziertes Erbrechen und/oder Laxanzienabusus wird am Untergewicht festgehalten.
Kennzeichnend sind die völlig verzerrte Körperwahrnehmung, eine ausgeprägte Angst vor Gewichtszunahme und die Weigerung, ein normales Körpergewicht anzustreben. Die Anorexie geht häufig in eine chronische Krankheit über und ist mit einer Sterblichkeit von 10 bis 15 Prozent behaftet.
Bulimia nervosa
Die Bulimia nervosa ist gekennzeichnet durch wiederkehrende Fressattacken, in denen die Betroffenen die Kontrolle über ihr Essverhalten völlig verlieren, begleitet von anschließenden Maßnahmen zur Verhinderung der Gewichtszunahme wie induziertes Erbrechen, Laxanzien- oder Diuretikaabusus. Wie bei der Anorexia nervosa gibt es eine krankhafte Beschäftigung mit Essen und Gewicht, wobei das angestrebte Gewicht weit unter dem Normalgewicht liegt. Nicht selten tritt die Bulimie im Anschluss an eine Anorexie auf. Das Gewicht ist nicht unbedingt krankhaft erniedrigt, was die Diagnose erschwert.
Binge-eating-Störung
Patienten mit einer Binge-eating-Störung sind in der Regel adipös, da ihren regelmäßigen Essattacken keine Maßnahmen wie Erbrechen oder Laxanzienabusus folgen. Die Essanfälle führen zu Ekel- und Schamgefühlen und sind wie bei der Bulimie durch Kon-trollverlust über die Essensmenge gekennzeichnet.
Autorin: Lisa Degener
Ausschuss Pädiatrische Versorgung, Vorsitzender: Dr. Rolf Thelen; Kontakt: dr. rolf.thelen@t-online.de
Mögliche Interessenkonflikte: Die Autorin hat keine deklariert.