Bei der Kammerwahl 2013 lag die Wahlbeteiligung bei 41 Prozent. Nehmen zu viele niedergelassene Ärzte die Kammer als „zu weit entfernt” wahr?
Jutta Willert-Jacob: Die Bedeutung der Ärztekammer und ihrer Delegiertenvollversammlung für das alltägliche Leben der Ärztinnen und Ärzte in Hessen ist den meisten Kolleginnen und Kollegen nicht im vollem Umfang bewusst. Die gewählten Delegierten bestimmen die Rahmenbedingungen der ärztlichen Tätigkeit in Hessen. Mit ihren Beschlüssen beeinflussen sie die Weiterbildungsordnung der Ärzte für eine strukturierte Fort -und Weiterbildung, überwachen das Ausbildungswesen für medizinische Assistenzberufe, erfüllen sie die berufsrechtliche Aufsicht aller Ärzte, reguliert das Meldewesen der Ärzte und deren Gebühren, beeinflussen die ärztliche Altersversorgung und nehmen Einfluss auf alle Fragen der beruflichen Ethik der ärztlichen Tätigkeit.
Aus den Reihen der Delegiertenversammlung wählen die Delegierten die Besetzungen des Präsidiums, der Bezirksärztekammern, der Vertreter des Versorgungswerkes der LÄK Hessen und vieler anderer Gremien. Die Freiberuflichkeit der Ärzte und ihrer Selbstverwaltung zu erhalten, ist eines der Kernaufgaben dieser Institution.
Warum lohnt sich aber die Auseinandersetzung mit den Listen gerade für Hausärzte?
Die Beschlüsse der Delegiertenversammlung kommen durch Mehrheitsbeschlüsse zustande. Hier finden sich oft Partikularinteressen, die nicht im Sinne der Hausärztinnen und Hausärzte sind. Hierzu zählen die Subspezialisierungen von Zusatzbezeichnungen z. B. in der Geriatrie oder Palliativmedizin, die in der Vergangenheit in der Versammlung beschlossen worden sind, gegen die Stimmen der Hausärzte übrigens. Allgemeinmediziner erfüllen nach der Weiterbildungsordnung Allgemeinmedizin die Inhalte dieser Zusatzbezeichnung schon seit Jahren. Als Konsequenz dieses Beschlusses sollen wir als Hausärztinnen und Hausärzte jetzt noch einmal diese Qualifikation durch zusätzliche umfangreiche Kurse und Hospitationen (und damit die Berechtigung zur Abrechnung unserer Leistungen) nachweisen.
Um zu verhindern, dass solche Beschlüsse in Zukunft erneut getroffen werden, müssen wir unsere Ziele als Hausärzte im eigenen Interesse und auch zum Wohle der Patienten durchsetzen. Dies sollte wenn es sein muss, auch gegen den Willen anderer Listen geschehen.
Wie nehmen Sie die Stimmung im Vorfeld der Wahl wahr?
Die Stimmung in diesem Wahlkampf wird durch aktive engagierte Listen geprägt. Natürlich wird das sehr ernst genommen, denn jede Liste ist sich ihrer Verantwortung gegenüber ihren Wählern und Wählerinnen bewusst. Genau aus diesem Grund setzen auch wir uns intensiv für die Belange unserer Hausärztinnen und Hausärzte ein, um deren Interessen zu wahren und umzusetzen. Wenn wir Bedenken haben formulieren wir diese aus, und falls nötig, stellen wir uns der Diskussion mit anderen Listen.
Die Versorgung der Patienten hängt zum größten Teil von uns ab. Wir können zunehmend auf die Unterstützung durch die Politik zurückgreifen. Aber wir müssen uns auch in unseren politischen Ärztegremien gegen Fremdinteressen durchsetzen können. Daher ist es sehr wichtig, möglichst viele, am besten alle Wähler zu mobilisieren um die Wahlbeteiligung wesentlich zu verbessern. 41Prozent Wahlbeteiligung sind zu wenig.
Wir bitten unsere Wähler: Senden Sie die Wahlunterlagen bitte sofort nach Erhalt der Wahlbögen mit Wahlkreuz wieder zurück, und legen sie diese nicht erst zu den anderen Akten auf ihrem Schreibtisch ab, damit sie in Vergessenheit geraten. Dann sorgen Sie dafür, dass die Hausarztinteressen ein starkes Gewicht in der Landesärztekammer bekommen.