Berlin. Hausarzttermine über die Hotline? Aus Sicht des Deutschen Hausärzteverbandes „konterkariert (das) die Grundidee der hausärztlichen Versorgung, nämlich eine koordinierte Behandlung aus einer Hand durch einen Hausarzt”. Denn die Terminservicestellen böten Patienten ja gerade keinen Termin bei ihrem vertrauten Hausarzt an, sondern bei irgendeinem Kollegen, erklärt Bundesvorsitzender Ulrich Weigeldt am Donnerstag (22. März) in seinem Rundschreiben an die Mitglieder.
Auch aus einem anderen Grund hält er dieses Vorhaben von Union und SPD für nicht sinnvoll: Der Arbeitsalltag sei für Hausärzte schwer zu planen, da ständig Patienten mit Akutproblemen unangemeldet die Praxen aufsuchten. „Wir können also schlecht im Voraus wissen, wann wir welche Termine frei haben und wann nicht”, schreibt Weigeldt.
Hotline-Termine könnten zum Ärgernis werden
Noch ist nicht klar, wie der Plan von Union und SPD in der Praxis umgesetzt werden wird, schließlich wurde der Koalitionsvertrag gerade erst unterzeichnet. Es liegt aber nahe, dass man auf der bereits existierende Praxis mit den Terminservicestellen für Facharzttermine aufbaut. Würde der Service analog zur fachärztlichen Ausgestaltung ausgeweitet, könnte das in den Hausarztpraxen durchaus für ein Ärgernis sorgen.
Denn im überwiegenden Teil der Regionen der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) sind Fachärzte dazu angehalten, freie Termine für die Vermittlung über die Hotline vorzuhalten und an die KV zu melden. Bei vielen klappt das auf freiwilliger Basis, andere KVen geben dafür strikte Vorgaben: In Hamburg etwa müssen zwei freie Termine pro Arztsitz und Monat gemeldet werden. Aber: Immer wieder erscheinen Patienten zum vermittelten Termin nicht. Den KVen zufolge ist bis zu jeder fünfte Termin ein „no-show” – die Dunkelziffer dürfte noch höher liegen.
Der Hausärzteverband beobachtet die Vorgaben von der Politik dazu daher kritisch, für Weigeldt steht jetzt schon fest: „Eine Terminvergabe am Reißbrett kann für die Hausarztpraxis nicht funktionieren.”
Wie soll sprechende Medizin aufgewertet werden?
Auch für die geplante Erhöhung der Mindestsprechstundenzahl auf 25 pro Woche findet er kritische Worte. Dies werde die Niederlassung unattraktiver machen. Unklar sei auch, ob in diese Zeit zum Beispiel die Hausbesuche von Hausärzten einbezogen würden.
Nichts einzuwenden hat Weigeldt gegen Verbesserungen bei der Gebührenordnung. Hier erwartet er von der neuen Regierung „konkrete Konzepte”, wie die sprechende Medizin besser vergütet werden soll. Dass Union und SPD dies in den Koalitionsvertrag geschrieben hätten, sei ein „starkes Signal”. Darüber hinaus einen Vorschlag für eine einheitliche Gebührenordnung zu erarbeiten, sei aber ein „handwerklich extrem kompliziertes Projekt”, meint der Hausärzte-Chef. Die Koalition will hierzu eine Kommission einsetzen.
Lobend hebt Weigeldt hervor, dass die Regierung nochmal beim Masterplan Medizinstudium 2020 Druck macht und die Pflege stärken will. Neben der Pflege soll Digitalisierung ein großes Thema des neuen Gesundheitsministers Jens Spahn (CDU) werden. Hierzu kündigt Weigeldt an, dass sich der Hausärzteverband dafür einsetzen will, dass der Arbeitsfluss in den Praxen unterstützt werde und nicht zusätzlich gestört.