Es gäbe nicht zu wenige Ärzte, diese scheinen nur schlecht verteilt. Das behauptet zumindest das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) in ihrem neusten „Ärzteatlas 2015“. Eine Lösung dieses Problems sei nur mit Hilfe einer regionalen Umsteuerung möglich. Für Hausärzte errechnete das Institut gar einen Versorgungsgrad von 110,4 Prozent. Der Deutsche Hausärzteverband widerspricht diesen Ergebnissen.
Der Bundesvorsitzende Ulrich Weigeldt hält diese Aussage für absurd: „Immer weniger Hausärzte müssen immer mehr Patienten versorgen, die Praxen sind immer voller. Das können sowohl Hausärzte als auch Patienten bestätigen. Dass jetzt eine Krankenkasse auf Grundlage fragwürdiger Schlussfolgerungen behauptet, dass dies eigentlich gar nicht der Fall ist, zeigt, dass man offensichtlich mit der Realität in den Praxen nicht vertraut ist.“
Das WIdO stützt sich auf eine Bedarfsplanung, die weder die gestiegene Morbidität der Bevölkerung, noch den höheren Anteil von in Teilzeit tätigen Hausärzten berücksichtigt. Auch das relativ hohe Durchschnittsalter der Hausärzte werde zu wenig berücksichtigt.
Weigeldt betonte, dass es für die Sicherstellung einer flächendeckenden und qualitativ hochwertigen Versorgung der Patienten entscheidend ist, deutlich mehr Hausärztinnen und Hausärzte weiterzubilden. Aktuell absolvieren lediglich knapp zehn Prozent der Nachwuchsärzte ihre Weiterbildung in der Allgemeinmedizin. „Der Hausärztemangel stellt eine ernsthafte Gefahr für die Zukunft der ärztlichen Versorgung in Deutschland dar. Man sollte jetzt dringend alle Kräfte bündeln, um dieser Entwicklung durch eine Stärkung der hausärztlichen Versorgung entschieden entgegenzutreten.“