Praxis WissenPuppen bringen Ärzte ins Schwitzen

Puppe statt Patient: Was bei Piloten längst Standard ist, erobert jetzt auch die Ärzteausbildung. Mit Simulations­medizin trainieren sie dann Notfälle, Routineuntersuchungen und Operationen. Die Effekte sind enorm.

Piloten machen es vor: Ein ganzes Arbeitsleben lang werden sie und ihre Crews immer wieder in Simulationen auf alle denkbaren Notfälle vorbereitet. Das berichtete Martin Egert, Product Manager Human Factors Training der Lufthansa Flight Training GmbH, auf dem Hauptstadtkongress. Ein leuchten-des Vorbild für die Medizin, meinten die Referenten auf der Veranstaltung „Simulationsmedizin – Wirkung ohne Nebenwirkung“.

Sie warben denn auch für den Ausbau der Simulationsmedizin – am liebsten so intensiv wie in den USA. „Denn seitdem sich dort zeigt, dass die Ausbildung an Patientenpuppen zu ebenso guten Ergebnissen führt wie die an echten Patienten, ist die Simulationsmedizin von Notfällen, Routineuntersuchungen oder Operationen in den USA praktisch explodiert“, sagte Marcus Rall, Leiter der InPASS Institut für Patientensicherheit & Teamtraining GmbH.

Kein Wunder. Denn die verkabelte Plastikpuppe im OP als Ersatz für den Originalpatienten hat alles, um einen echten Arzt ins Schwitzen zu bringen: fliegenden Puls, rasselnden Atem oder die bläuliche Hautverfärbung der Zyanose. Die Vitalfunktionen steuern Ausbilder im Nebenraum, die Arbeit des Teams wird gefilmt. Aber das Ärzteteam, das im nachgebauten Schockraum an der Puppe übt, der Stress der Ärzte, ihre Fehler, ihre Kommunikation oder die gut geschmierte Routine – all das ist echt. Diese Simulationen senken unmittelbar das Behandlungsrisiko der echten Patienten, hieß es. „Denn zwischen dem dritten und dem sechsten Jahr der Weiterbildung eines Arztes sehen wir die schwersten Zwischenfälle bei ihren Patienten. Aus ethischen Gründen dürfte es deshalb eigentlich gar keine Erstversuche mehr am Patienten geben“, so Rall. Simulationen könnten solche Erstversuche künftig überflüssig und die Versorgung sicherer machen.

Aber: Ihr Nutzen steht und fällt mit der Videoanalyse und dem Nachgespräch, erläuterte Rall. Erst hier können die Teilnehmer ihre Entscheidungen und Fehlentscheidungen noch einmal sehen und gemeinsam diskutieren. „Die Effekte sind enorm“, sagte Rall. Und zwar nicht nur im Hinblick auf die Qualität der direkten Patientenversorgung. „Die Teams sind auch sonst besser in der Kooperation, sie sind zufriedener mit ihrer Arbeit und produzieren weniger Fehlzeiten und Fluktuation.“

Polytrauma in Ausbildung sehr selten

Berlin gehe bei der Ausbildung an Patientenpuppen inzwischen voran – aus schierer Not, wie Dr. Jan Baus berichtete. „Denn ein Polytrauma sehen Notärzte während ihrer normalen Ausbildung nur in 0,34 Prozent aller Fälle, eine Thoraxdrainage sogar nur in 0,08 Prozent, so selten sind sie“, sagte der medizinische Leiter des Zentrums für Notfalltraining des Unfallkrankenhauses Berlin. Wie sicher fühlt sich also ein Notarzt, wenn er dann im Einsatz ein Polytrauma versorgen soll? „Er fühlt sich höchstens halbsicher.“ Deshalb haben die Charité, das Unfallkrankenhaus Berlin Marzahn und die Firma NAW Notfallmedizin die „Notfallsimulation in Berlin und Brandenburg“ (NASimBB) ins Leben gerufen. NASimBB ersetzt inzwischen die Hälfte der Ausbildungs-Einsätze durch Simulationen.

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