Das Konzept des Bremer Hausärztetages „Interaktive Fortbildung – Von Hausärzten für Hausärzte und von MFAs für MFAs“ ging auch in diesem Jahr voll auf. Mit mehr als 410 Seminarbuchungen gab es in diesem Jahr sogar einen neuen Rekord zu vermelden. In sechs parallelen Strängen besprachen Hausärzte und Medizinische Fachangestellte teils getrennt, teils gemeinsam wichtige Themen ihrer täglichen Arbeit und bildeten sich in insgesamt 23 interaktiven Seminaren fort. Das Themenspektrum umfasste Themen wie Einnässen bei Kindern und Jugendlichen, Suchtmedizin ebenso wie Chronische Wunden, interprofessionelle Zusammenarbeit im Pflegeheim, Palliativversorgung und Multimedikation.
Ein besonderes Highlight war der Hauptvortrag von Prof. Ferdinand Gerlach, Leiter des Institutes für Allgemeinmedizin an der Universität Frankfurt/Main, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) sowie Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. Er sprach von den drohenden Gefahren für die deutsche Hausarzt-Medizin aber auch über notwendige Maßnahmen für eine Perspektive der Allgemeinmedizin.
Zu den Zuhörern gehörten auch die Präsidentin und der Vizepräsident der Bremer Ärztekammer, der KV-Vorsitzende und nicht zuletzt die Gesundheits-Senatorin. Professor Gerlach wies darauf hin, dass es mit der Alterung in der Berufsgruppe der Allgemeinmediziner auch in formal noch überversorgten Bezirken wie Bremen innerhalb weniger Jahre zu einem Hausärztemangel kommen wird. Zugleich werde die Hausarzt-Medizin weiblich – der Hausarzt der Zukunft sei eine Hausärztin. Die Weiterbildung dauert aktuell im Schnitt wegen Teilzeitarbeit, Elternzeit etc. acht Jahre. Das dürfe nicht vergessen werden, wenn es darum geht die Versorgung aufrecht zu erhalten. Um den derzeitigen Stand lediglich zu sichern bedürfe es für jeden durch Berentung frei werdenden Hausarzt-Sitz schon jetzt zwei Allgemeinmedizinerinnen oder Allgemeinmediziner.
In einem „Masterplan 2020“ soll ein Pflichtquartal Allgemeinmedizin eingeführt werden, die Allgemeinmedizin soll sich durch das ganze Medizinstudium ziehen – und es sollen gut ausgestattete Kompetenzzentren für die allgemeinmedizinische Weiterbildung eingerichtet werden. In diesem Zusammenhang gäbe es aktuell Gespräche mit Professor Michael Freitag von der neu eingerichteten allgemeinmedizinischen Abteilung an der Universität Oldenburg über eine Kooperation, bestätigte Dr. Hans-Michael Mühlenfeld, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Bremen.