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Zu guter LetztDie Weisheit der Massen

Eigentlich wissen wir alle, dass nur randomisierte doppelt-verblindete, Placebo-kontrollierte Studien aussagekräftig sind. Doch wenngleich Ergebnisse solcher Studien einen hohen Nutzwert haben können, so ist es im Umgang mit Patienten mit realen Problemen nicht immer sinnvoll, sich von P-Werten versklaven zu lassen. Statistik hilft nicht unbedingt in der täglichen Praxis weiter.

Wissenschaftler aus den USA sagen nun, dass unter bestimmten Voraussetzungen eine bottom-up-Strategie die medizinische Forschung im Bereich Medizinversorgung vorantreiben kann. Darunter versteht man die Strategie, sich die Rückmeldungen der Verbraucher oder Anwender (Weisheit der Massen) zu Nutze zu machen, auch wenn die Aussagen nicht repräsentativ, statistisch signifikant und meinungsfrei abgegeben wurden.

Die Firma Colorplast beispielsweise, ein Hersteller künstlicher Darmausgänge, bat die Träger um Rückmeldung, wie sie mit dem Stoma im Alltag – beim Schwimmen, Radfahren, Liebe machen – zurechtkommen und was verbessert werden sollte. Dieses Vorgehen lässt sich auch auf viele andere Fragestellungen anwenden. Die Entwicklung digitaler Hilfsmittel für Krankheiten wird voranschreiten, auch wenn viele Akteure im Gesundheitswesen darüber nicht glücklich sind oder sogar Angst davor haben. Dr. Alexander Schachinger, Spezialist für Digital Healthcare Themen (Health 2.0) und Gründer der EPatent RSD GmbH, machte das in seinem Vortrag auf der diesjährigen Republika, Europas größter Konferenz zu Entwicklungen im Internet und der Gesellschaft, anschaulich: „Wenn Technikinnovation das Alleinstellungsmerkmal eines Berufes angreift, gibt es Reibereien. Die Mönche, die Bücher kopiert haben, fanden den Buchdruck auch nicht so toll.“

Sind Arztbewertungen sinnvoll?

Wahrscheinlich stecken ähnliche Vorbehalte auch hinter der Abneigung von Ärzten gegenüber Arztbewertungsportalen wie Jameda, DocInsider und Co., denn scheinbar wird die Kompetenz eines Arztes nach persönlichen und nicht messbaren Kriterien beurteilt. Doch Dr. Florian Weiß, Geschäftsführer von Jameda, sieht für Ärzte in den persönlichen Eindrücken der Patienten auch eine Chance.

Wenn Patienten vorab einschätzen können, ob ihnen die Arbeitsweise eines Arztes liegt, so wird auch die Zufriedenheit erhöht. Ebenso wie Patienten unterschiedliche Bedürfnisse an einen Arzt stellen – manche brauchen vor allem Ansprache, andere vertrauen auf Gerätemedizin und wieder andere möchten alles bis ins Detail erklärt bekommen – so hat auch der Arzt Patiententypen, mit denen er besser zurecht kommt. Die Weisheit der Massen, wie sie durch Arztbewertungen in das Gesundheitswesen getragen wird, kann helfen, die passenden Patienten in die Praxis zu bringen. Daher empfiehlt Weiß im Umgang mit dem Portal Neugier und Offenheit.

Eine Studie von Dr. Dr. Emmert et al. (doi: 10.2196/jmir.2702) über den Einfluss von Arztbewertungsportalen auf die Arztwahl kommt zu dem Schluss, dass der Einfluss dieser Portale nicht unterschätzt werden sollte, weil sie bereits jetzt eine wichtige Rolle dabei spielten, Informationen zur Auswahl eines passenden Arztes zu finden. Zukünftig werde die Bedeutung noch weiter ansteigen, so die Prognose.

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