Erstmals in Deutschland können sich Medizinische Fachangestellte (MFA) über den Bayerischen Hausärzteverband zur Betriebswirtschaftlichen Assistentin in der Hausarztpraxis, kurz BEAH®, weiterbilden. Die BEAH® wird die Hausärzte gezielt im Bereich Abrechnung unterstützen und entlasten.
Drei Frauen, ein Projekt: Hinter BEAH® stehen vor allem Dr. Petra Reis-Berkowicz, die als Mitglied des Geschäftsführenden Vorstands des Bayerischen Hausärzteverbandes gemeinsam mit dem Fortbildungsbeauftragten Dr. Ernst Englmayr das innovative und in Deutschland bislang einmalige Qualifizierungsangebot initiiert hat, Diplom-Betriebswirtin und VERAH® Margit Büttner, die sich seit Jahrzehnten für die Fortbildung von MFA engagiert, und Carmen Fröstl, die als Leiterin des Bereichs Fortbildung in der Geschäftsstelle des Bayerischen Hausärzteverbandes die BEAH®-Kurse ebenfalls mitkonzipiert hat und jetzt organisiert.
Frau Dr. Reis-Berkowicz, wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine betriebswirtschaftliche Ausbildung für MFA zu entwickeln?
Dr. Petra Reis-Berkowicz: „Aus der Not heraus. Die betriebswirtschaftlichen Herausforderungen für Hausarztpraxen wachsen. Dazu zählt beispielsweise die korrekte Erfassung der Umsatzsteuer bei nicht kurativen Leistungen. Was fehlte, war eine fundierte Fortbildung für MFA mit dem Schwerpunkt Abrechnung, die dieser Entwicklung Rechnung trägt. Diese Lücke schließen wir jetzt als Bayerischer Hausärzteverband mit der BEAH®-Qualifizierung.“
Frau Fröstl, Sie leiten in der Geschäftsstelle des Bayerischen Hausärzteverbandes den Bereich Fortbildung. Was ist an der BEAH® so besonders?
Carmen Fröstl: „Das Konzept der BEAH® ist einzigartig, da nicht nur ein tiefes Verständnis der verschiedenen Abrechnungssysteme gleichwertig vermittelt wird, sondern auch der Transfer zwischen Abrechnung und Praxisstrukturen geleistet wird. Auf dieser Grundlage können Prozesse optimiert werden – ein Gewinn für jede moderne Hausarztpraxis.“
Frau Büttner, schon seit längerem gibt es für MFA die Möglichkeit, sich zur VERAH, zur Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis wei-terzubilden. Ist die BEAH® jetzt eine Konkurrenz zur VERAH®?
Margit Büttner: „Ganz im Gegenteil. VERAH® und BEAH® ergänzen sich perfekt und jeder Hausarzt ist bestens aufgestellt, wenn er in seinem Praxisteam sowohl eine VERAH® als auch eine BEAH® hat. Die VERAH® unterstützt den Hausarzt bei der Versorgung der Patienten, indem sie zum Beispiel Routine-Hausbesuche übernimmt. Die BEAH® ist die Managerin in der Praxis, also diejenige, die die Zahlen im Griff hat.“
Frau Dr. Reis-Berkowicz, ob VERAH® oder BEAH®, in beiden Fällen müssen die MFA sehr viel Eigeninitiative und Engagement mitbringen. Lohnt sich das?
Dr. Petra Reis-Berkowicz: „Ich glaube schon. Als VERAH® oder als BEAH® hat man eine besondere Stellung in der Praxis. Und ich bin mir sicher, dass eine VERAH® oder eine BEAH® das auch im Geldbeutel spüren wird. Aber den meisten geht es gar nicht um Geld: Mehr Verantwortung macht auch mehr Spaß.“